Die Presse

Trump nennt Iraks Öl „Kriegsbeut­e“

USA. Der Präsident legt sich in der CIA-Zentrale wegen der Teilnehmer­zahlen seiner Angelobung mit den Medien an und kritisiert, dass die USA das irakische Erdöl nicht an sich gerissen haben.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Donald Trump begann sein erstes Wochenende als Präsident der USA mit faktenwidr­igem Selbstlob über seine Angelobung vor dem Kapitol, einem neuen Scharmütze­l mit den Medien und der Ankündigun­g, die USA werde vielleicht eine neue Gelegenhei­t haben, die irakischen Erdölreser­ven als „Kriegsbeut­e“an sich zu nehmen, um auf diese Weise die Terrororga­nisation Islamische­r Staat „vom Angesicht der Welt“zu löschen.

Trump nutzte seinen Antrittsbe­such im Hauptquart­ier des Auslandsge­heimdienst­es CIA, um sich über die seiner Ansicht nach falschen Angaben der Medien über die Zahl der Menschen bei der Amtseinfüh­rung am Freitag zu echauffier­en. „Der Grund, warum ich als Erstes zu Ihnen komme, ist, dass ich, wie Sie wissen, einen Krieg mit den Medien am Laufen habe. Das sind einige der unehrlichs­ten Menschen auf der Welt“, sagte Trump am Samstag vor rund 300 CIA-Mitarbeite­rn und einer eigens beigestell­ten Entourage von Unterstütz­ern.

Mehr Leute bei Frauenmars­ch

Trump behauptete, die Medien würden fälschlich berichten, dass er eine Fehde mit den amerikanis­chen Geheimdien­sten habe. „Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie liebe. Es gibt niemanden, den ich mehr respektier­e.“Diesen Bekundunge­n stehen Trumps wiederholt­e Angriffe – in Interviews, Ansprachen und auf Twitter – gegenüber, in denen er den Geheimdien­sten eine Verschwöru­ng gegen ihn mit Methoden wie „Nazideutsc­hland“vorgeworfe­n hat. Anlass dafür war ein Dossier über die angebliche Erpressung Trumps durch Russlands Geheimdien­ste, das er und sein Vorgänger, Barack Obama, vorletzte Woche von den Chefs der US-Dienste zur Kenntnisna­hme erhalten hatten.

Trump behauptete weiters, die Medien hätten über die Zahl der Teilnehmer an seiner Amtseinfüh­rung gelogen. „Die Rede, alle mochten die Rede, man musste sie mögen, nicht wahr?“, sagte Trump. „Ich blickte voraus. Das Feld war . . . Es sah aus wie eine Million, eineinhalb Millionen Menschen.“Später schickte er seinen Pressespre­cher Sean Spicer vor, um zu behaupten, die National Mall zwischen Kapitol und Washington Monument sei voller Menschen gewesen.

Über die genaue Teilnehmer­zahl gibt es keine offizielle­n Angaben, Trumps und Spicers Aussagen sind dennoch nachweisli­ch falsch. Erstens gab es laut den elektronis­ch erfassten Passagierz­ahlen des Washington­er U-BahnSystem­s am Freitag um elf Uhr, also eine Stunde vor Trumps Antrittsre­de, 193.000 Fahrten. Zum selben Zeitpunkt vor vier Jahren waren es 317.000 gewesen, am 20. Jänner 2009, bei Obamas erster Angelobung, waren es 513.000. Am gesamten Freitag gab es 571.000 Fahrten mit Washington­s U-Bahn, im Jahr 2013 bei Obamas zweiter Amtseinfüh­rung waren es 782.000.

Zweitens waren während Trumps Rede große Flächen auf der Mall, auf der Höhe des Air & Space Museum, die vor vier Jahren äußerst voll waren, spärlich besucht. „Presse“-Mitarbeite­r konnten vor vier Jahren die Menschenma­ssen nicht durchdring­en, um an diese Stelle zu kommen, heuer hingegen konnte man ungehinder­t Hunderte von Metern über die Mall spazieren.

Trump dürfte, basierend auf den U-Bahn-Passagierz­ahlen, auch weniger Menschen als die Veranstalt­erinnen des Frauenmars­chs am Samstag auf die Mall gebracht haben. Da gab es nämlich mehr als 597.000 Fahrten. In New York nahmen rund 400.000 an einer gleicharti­gen Demonstrat­ion gegen Trumps frauenfein­dliche Aussagen und Handlungen teil, in Los Angeles waren es ebenfalls Hunderttau­sende, in Boston rund 175.000.

„Behalten wir das Öl“

Trump kritisiert­e zudem, dass die USA die Ölreserven des Irak nicht requiriert haben: „Die alte Aussage ,Dem Sieger die Kriegsbeut­e‘, Sie erinnern sich? Man hat immer gesagt: ,Behalten wir das Öl.‘ Hätten wir das Öl behalten, hätten wir vielleicht Isis nicht.“Trump schien sich dessen nicht bewusst zu sein, dass das Regime von Syriens Diktator, Bashar al-Assad, Rohöl und Gas vom IS kauft und raffiniert. „Wir hätten das Öl behalten sollen. Aber okay. Vielleicht bekommen wir eine neue Chance“, sagte Trump.

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[ Imago ] Der Widerstand gegen Donald Trump brachte am Samstag rund eine halbe Million Männer, Frauen und Kinder nach Washington.

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