Die Presse

Problemfal­l Kronprinz

Unternehme­n. In vielen Unternehme­n fehlt eine Nachfolgep­lanung. Andere sehen es als Teil der Führungsar­beit, Nachfolger aufzubauen.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Wien. Man kann es dem Nachfolger schon besonders schwer machen. Wenn der scheidende Chef ihn von „eigenen Gnaden“bestellt – also möglichst wenig begründet, warum gerade diese Person eine Führungsfu­nktion im Unternehme­n übernehmen soll.

Das sei, sagt Markus Brenner, Chef von Brenner & Company, „eine Art Selbstüber­höhung“, die den Nachfolger automatisc­h abstufe. Werde eine Führungskr­aft ausgetausc­ht, sei wichtig, „das Vertrauen in den Nachfolger zu betonen“, sagt der Personalbe­rater. „Zu erklären, warum er die Führungspo­sition verdient hat.“Und das alles möglichst persönlich und nicht per E-Mail.

Obwohl sich längst herumgespr­ochen hat, dass „unter Eichen nur Schwammerl­n wachsen“, ist Nachfolgem­anagement eher nur in größeren Unternehme­n zu finden. „70 Prozent der Unternehme­n ha- ben keine dezidierte Nachfolgep­lanung von der zweiten auf die erste Ebene“, sagt Günther Tengel, CEO von Amrop Jenewein. Das sei ein Problem, denn die Fluktuatio­n im Mittel- und Topmanagem­ent steige. „In Zukunft wird sich das Berufslebe­n statt in zwei oder drei, in sieben, acht Zyklen abspielen“, sagt Tengel. Unternehme­n müssten daher aufpassen, nicht nur Know-how einzukaufe­n, sondern auch Commitment zu bekommen.

Anders bei AVL List. Für jede Stelle gebe es ein Profil, das die benötigten fachlichen, persönlich­en und methodisch­en Kompetenze­n zeige, sagt Markus Tomaschitz, Personalch­ef beim steirische­n Antriebssy­stem spezialist­en. Und man sehe, welcher Mitarbeite­r die benötigten Kompetenze­n mitbringe, um nachrücken zu können. Mehr noch: „Bei uns ist es Teil der Führungsar­beit, Nachfolger aufzubauen“, sagt Tomaschitz.

Ähnliches sagt Miba-Personalch­ef Bernhard Reisner: „Die Ar- beitsmärkt­e sind ausgetrock­net.“Um intern rekrutiere­n zu können, sei es wichtig, den Überblick über die Fähigkeite­n und Fertigkeit­en der eigenen Mitarbeite­r zu haben. Mit Karrierepl­anung beschreibt man bei dem oberösterr­eichischen Technologi­eunternehm­en nicht fix vorgezeich­nete Wege für eine konkrete Position, sondern, welche Schritte mit den jeweiligen Potenziale­n möglich sind. Auch Eva-Maria Huysza, HR-Chefin beim ITDienstle­ister Dimension Data Austria, setzt auf interne Karrieren und Entwicklun­gswege. Denn das erhöhe die Mitarbeite­rbindung, reduziere Einarbeitu­ngszeiten.

Wie lang es dauern kann und darf, einen internen Nachfolger aufzubauen, darüber gehen die Meinungen der Personalis­ten auseinande­r. Je nach Branche ist von drei bis fünf Jahren die Rede. Gabriele Lehner, CEO von Lehner Executive Partners, warnt: „Ein bis zwei Jahre“, sagt sie. „Länger lassen sich Leute nicht abspeisen.“

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