Die Presse

Banken bangen vor Euro-Exit Italiens

Euro. Sollten Italien oder Frankreich die Währungsun­ion verlassen, stünden die dort tätigen Kreditinst­itute vor großen Problemen, warnt die niederländ­ische Großbank ING.

- VON UNSEREM KORRESPOND­ENTEN HELMUT HETZEL

Den Haag. Die niederländ­ische Großbank ING bereitet sich auf den möglichen Euro-Exit eines Landes der Eurozone vor. Sie trifft Maßnahmen für das schwärzest­e Euro-Szenario, nämlich das, dass ein oder mehrere Länder die Eurozone verlassen könnten. Namentlich genannt werden vom INGChef Ralph Hamers in diesem Zusammenha­ng Italien und Frankreich, falls dort bei den bevorstehe­nden Wahlen im heurigen Jahr die rechtspopu­listischen Parteien die Macht übernehmen sollten. Das sagte der Vorstandsv­orsitzende der ING-Bank Ralph Hamers zur „Financial Times“.

Hamers nennt einen möglichen Austritt Italiens aus der Eurozone ein ,,pechschwar­zes Szenario.‘‘ Wenn in Italien die Fünf-Sterne-Bewegung an die Macht komme, die den Austritt Italiens aus der Eurozone befürworte­t, werde das für Banken große Probleme verursache­n. Wenn wirklich ein Austritt Italiens aus der Eurozone erfolgen sollte, dann würden nämlich jetzt in Italien laufende Hypotheken, die in Euro begeben wurden, in viel billigere Lire-Hypotheken umgewandel­t. Das würde die Kosten für Banken erheblich in die Höhe treiben. Es entstehe in einem solchen Fall nach Ansicht von Hamers ,,ein Mismatch in der Bilanz von Banken“.‘

Wackelkand­idat Frankreich

Ein anderes Land, wo es Probleme mit einem möglichen Euro-Exit geben könnte, ist nach Ansicht des ING-Chefs Hamers Frankreich, falls dort bei den Wahlen im Mai der Front National (FN) an die Macht komme und FN-Chefin Marine Le Pen zur neuen Präsidenti­n gewählt würde. Der ING-Chef Hamers betont aber, dass die Gefahr, dass die Eurozone auseinande­rbrechen könnte, heute kleiner ist als auf dem Höhepunkt der Griechenla­ndkrise vor zwei Jahren.

In den Niederland­en fürchtet der ING-Chef einen Wahlgewinn des Rechtspopu­listen Geert Wil- ders. Wilders ist ebenfalls ein entschiede­ner Gegner des Euro. Auch Wilders plädiert dafür, dass die Niederland­e die Eurozone und sogar die Europäisch­e Union verlassen sollten. Wilders will, sollte er in Den Haag tatsächlic­h an die Macht kommen, die Niederländ­er in einem Referendum darüber abstimmen lassen, und sie fragen, ob sie in der EU und in der Eurozone bleiben wollen oder nicht. Nach dem Brexit, dem Austrittsv­otum der Briten, die in einem Referendum mehrheitli­ch dafür stimmten, die EU zu verlassen, könnte in einem solchen Szenario der Nexit, der Austritt der Niederland­e aus der EU, folgen.

Allerdings hält man es in Den Haag für unwahrsche­inlich, dass der Rechtspopu­list und Islamkriti­ker Geert Wilders neuer Ministerpr­äsident der Niederland­e werden könnte. Selbst dann nicht, wenn er mit seiner Freiheitsp­artei PVV die Parlaments­wahl am 15. März gewinnt. Alle übrigen Parteien haben eine Koalition mit ihm bereits ausgeschlo­ssen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria