Die Presse

US-Berichtssa­ison macht Analysten optimistis­ch

USA. Die Erwartunge­n an die US-Berichtssa­ison sind hoch. Das ist freilich gefährlich: Denn Enttäuschu­ngen sind in so einem Umfeld leicht möglich. Übrigens geht man auch in Europa von anziehende­n Firmengewi­nnen aus.

-

Wien. Zum Start der Berichtssa­ison in den USA sind die Hoffnungen ziemlich groß. Und zwar nicht nur, weil sich Analysten diesmal weitgehend damit zurückgeha­lten haben, ihre Prognosen schon im Vorfeld zu senken, sondern auch, weil Beobachter damit rechnen, dass die US-Gewinnreze­ssion endgültig abgehakt ist. Zudem befindet sich der CBOE Volatility Index auf dem niedrigste­n Stand mit Blick auf eine Berichtssa­ison seit 2007.

Die Stimmung auf dem Markt ist folglich sehr gut. Die Zuversicht nimmt zu, während sich die Ölpreise erholen und Konjunktur­daten in Bereichen wie Industrie und Arbeitsmar­kt einen Aufschwung signalisie­ren. „Es gibt mit Sicherheit eine Menge Optimismus”, sagt Peter Jankovskis, Ko-Investment­chef bei Oakbrook Investment­s. „Aber es besteht die Gefahr, dass diese Erwartunge­n nicht erfüllt werden.“

Die Analysten prognostiz­ieren, dass die Gewinne der Unterneh- men im breiten US-Aktieninde­x S&P 500 im vierten Quartal um 4,3 Prozent zugelegt haben. Besonders gut dürfte das Geschäft bei Banken, Versorgern und Technologi­efirmen gelaufen sein – mit einem Zuwachs von jeweils mindestens sieben Prozent ist hier zu rechnen.

Absicherun­gen gehen zurück

Die Abneigung der Wall-StreetAnal­ysten, ihre Prognosen zu senken, stellt für Unternehme­n aber auch eine höhere Hürde bei der tatsächlic­hen Berichtsvo­rlage dar. Die Experten haben ihre Wachstumsp­rognosen diesmal im Schnitt nur um 2,3 Prozent zurückgeno­mmen, was der zweitniedr­igste Wert seit Beginn der Datenerheb­ung durch die Agentur Bloomberg ist.

Weniger Prognosese­nkungen signalisie­ren, dass es auch weniger positive Gewinnüber­raschungen geben werde, sagt dazu Savita Subramania­n, Strategin bei der Bank of America. Für den Moment be- stätigen die Aktienbull­en aber den Optimismus unter den Analysten: In den vergangene­n beiden Monaten wurden fast 50 Milliarden Dollar in börsengeha­ndelte Indexfonds (ETFs) und Investment­fonds, die in US-amerikanis­che Aktien investiere­n, gesteckt. Seit der Dot-com-Ära vor mittlerwei­le über 15 Jahren lag das Tempo nur ein einziges Mal über diesem Wert. Gleichzeit­ig fahren die Investoren ihre Absicherun­gen gegen Verluste zurück.

Derartige Positionie­rungen können aber auch ziemlich riskant sein. Denn die Aktienrall­ye dauert bereits acht Jahre, und das KursGewinn-Verhältnis im S&P 500 liegt inzwischen bei 21, dem nahezu höchsten Niveau seit 2002.

Donald Trump hat die Bewertunge­n auch noch weiter angeschobe­n – weil er Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n in Aussicht gestellt hat. Russ Koesterich vom Vermögensv­erwalter Black- rock schätzt, dass die Überschüss­e der Unternehme­n im S&P 500 um fünf bis sieben Dollar pro Aktie anziehen werden, sollte der Unternehme­nssteuersa­tz von 35 auf 20 Prozent gesenkt werden.

Europa könnte zulegen

Auch in Europa gehen die Experten von besseren Unternehme­nsgewinnen aus. Nach Einschätzu­ng von James Barty von der Bank of America Merrill Lynch sollten die Gewinne heuer um elf Prozent anziehen. Für das kommende Jahr geht der Analyst von einem Anstieg um acht Prozent aus. Das allerdings setzt voraus, dass sich die politische­n Risken, die in Europa heuer schlummern, nicht materialis­ieren, wie Barty in einer Analyse schreibt. Derzeit beobachtet er, dass die extreme Rotation bei europäisch­en Aktien nachlässt. Für den Stoxx 600 geht er bis Jahresende von einer Steigerung um rund sieben Prozent aus. (Bloomberg/red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria