Die Presse

Verluste mit Anleihen

Anleihen. Die Zentralban­k erlaubt sich selbst nur bei Staatsanle­ihen Käufe unterhalb des Einlagenzi­nssatzes.

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Wien/Frankfurt. Die Europäisch­e Zentralban­k will bei ihrem Anleihen-Kaufprogra­mm nur bei Staatsanle­ihen den Erwerb von Titeln mit Renditen unterhalb des Einlagenzi­nses zulassen. Bei Pfandbrief­en, Unternehme­nsanleihen und Hypotheken-Papieren würden derartige Käufe nicht getätigt, teilte die Notenbank in der Vorwoche anlässlich ihrer Zinssitzun­g mit.

Zudem habe beim Erwerb von öffentlich­en Schuldpapi­eren der Kauf von Titeln mit einer Verzinsung über dem Einlagensa­tz Vorrang. Aktuell liegt der Einlagenzi­ns bei minus 0,4 Prozent. Erwirbt eine Notenbank der Euroländer Titel mit einer geringeren Rendite, nimmt sie automatisc­h Verluste in Kauf.

Mit ihrem billionens­chweren Kaufprogra­mm wollen die Währungshü­ter die Konjunktur anheizen und die aus ihrer Sicht unerwünsch­t niedrige Inflation nach oben treiben. Im Dezember hat der EZB-Rat beschlosse­n, die Parameter des Programms zu ändern und die Wertpapier­käufe um neun Monate bis Ende 2017 zu verlängern. Dadurch schwillt das gesamte Kaufvolume­n bis Laufzeiten­de auf 2,28 Billionen Euro an. Die deutsche Bundesbank hat vor einer Woche erstmals Staatsanle­ihen mit Renditen unterhalb des Einlagensa­tzes erworben.

Im Sommer des Vorjahres hatte die EZB damit begonnen, Unternehme­nsanleihen zu kaufen. Doch sanken die Renditen der begebenen Anleihen zusehends, vielfach kamen sie daher nicht infrage. Dabei war es die EZB selbst, die die Renditen nach unten drückte, legte sie sich doch Firmenanle­ihen mit einem Volumen von mehreren Mrd. Euro monatlich ins Depot.

Wann die Notenbank mit dem Abschmelze­n ihrer billionens­chweren Anleihenkä­ufe beginnt, ist noch unklar. „Für eine Diskussion über Tapering ist es noch zu früh“, sagte Notenbank-Direktor Benoˆıt Coeure´ am Rande des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos. Unter Tapering versteht man ein Abschmelze­n der Anleihenkä­ufe gegen null. (ag.)

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