Weltwirtschaft trotzt den Wogen aus Übersee
Zertifikate. Die Weltwirtschaft komme auf Touren, aber nicht wegen des Amtsantritts von US-Präsident Donald Trump, sondern trotzdem, meint ein Experte. Trump dürfte noch für Turbulenzen auf den Märkten sorgen.
Wien. War es tatsächlich der Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016, der die Börsen seitdem so steil ansteigen ließ? Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, bezweifelt das. Zwar habe Trump fiskalische Impulse versprochen, die den USA ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von einem halben Prozentpunkt pro Jahr bringen könnten, stellte der Experte bei einer Veranstaltung des Zertifikate-Forums Austria in Wien fest.
Doch wiesen die Konjunkturindikatoren schon länger auf eine Wirtschaftserholung hin, und zwar sowohl in den USA als auch in den Schwellenländern und in Europa. In all diesen Regionen verbessert sich die Stimmung der Wirtschaftstreibenden seit Monaten, allerorts stehen die Zeichen auf Wachstum. In Europa treibe vor allem der Konsum die Konjunktur an, doch auch die Investitionen hätten zugelegt. Nur der Export ziehe nicht ganz so stark an, was mit der rela- tiv schwächeren Entwicklung außerhalb der Eurozone zusammenhänge. Deutschland weise derzeit eine stärkere Import- als Exportdynamik auf, die Einfuhren wachsen also in Relation stärker als die Ausfuhren. „Die Eurozone zieht derzeit die Welt mit nach oben, wenn auch nur ein bisschen“, sagt Bruckbauer.
US-Wirtschaft bereits stark
Obwohl Trump angekündigt hat, primär die US-Wirtschaft (notfalls durch protektionistische Maßnahmen) stärker stützen zu wollen, hat seit dem 8. November auch der europäische Aktienindex Euro Stoxx 50 um rund sechs Prozent zugelegt, der US-amerikanische S&P 500 stieg um neun Prozent.
Mit Donald Trump habe das kaum zu tun. Dieser sei ein großer Unsicherheitsfaktor – und als solcher könnte er in den nächsten Jahren noch für starke Turbulenzen an den Börsen sorgen.
Denn Trump sei nicht nur „unerfahren, impulsiv und nationalis- tisch“, er plane auch protektionistische Maßnahmen, etwa Einfuhrzölle. Solche könnten sich wohl kurzfristig positiv auf die US-Wirtschaft auswirken, mittel- und langfristig würden sie aber das Wachstum weltweit bremsen. Da die USWirtschaft bereits nahe an ihrem Potenzialwachstum angelangt sei, würden die Impulse durch die angekündigten Steuersenkungen nicht mehr so stark ausfallen wie in konjunkturschwachen Zeiten. Sie würden vielmehr die Inflation ankurbeln.
Diese Erwartung habe bereits die langfristigen Anleiherenditen und den Dollar steigen lassen. Letzterer könnte heuer aber auch wieder schwächer werden, da die US-Wirtschaft auf Dauer keinen so starken Dollar aushalte.
Für Anleger bedeutet das: Sie müssen sich auf fallende Anleihekurse und schwankende Aktienund Währungskurse einstellen.
Wer grundsätzlich optimistisch gestimmt ist, aber nicht alle Kurseinbrüche nach unten voll mitmachen will, kann etwa mit Garantiezertifikaten auf die gängigen Aktienindizes setzen: Bei solchen erhält man am Laufzeitende jedenfalls sein Geld zurück. Sollte sich der Index positiv entwickelt haben, gibt es entsprechend mehr.
Nach unten abfedern
Wer keinen vollen Kapitalschutz braucht, für den gibt es eine breite Palette an Teilschutzprodukten. Solche sind etwa Bonuszertifikate, Discountzertifikate oder Aktienanleihen. Bei Bonuszertifikaten erhält man am Ende der Laufzeit jedenfalls einen Bonus, sofern der Index nie unter eine bestimmte Barriere gefallen ist. Bei Discountzertifikaten kauft man den Index quasi auf Rabatt, dafür ist der Gewinn nach oben gedeckelt. Bei Aktienanleihen gibt es hohe Zinsen, das Geld erhält man in voller Höhe aber nur dann zurück, wenn der Index nicht zu stark gefallen ist. (red.)