Die Presse

Keine Diskrimini­erung durch deutsche Maut

- Mag. Eva Kuschny, 1230 Wien

„Revanche für die deutsche Maut“, von Gerhard Bitzan und Wolfgang Böhm, 17. 1. Ich frage mich: Revanche wofür eigentlich? Wenn ich als Österreich­erin deutsche Straßen benütze, so trage ich nichts zu deren Bau und Erhaltung bei, da ich ja in Deutschlan­d nicht steuerpfli­chtig bin und die Deutschen ihre Straßen derzeit über das allgemeine Steuersyst­em finanziere­n. Deshalb fühle ich mich in keiner Weise diskrimini­ert, wenn ich nun eine Maut zahlen soll. Denn es ist ja nicht so, dass dadurch Ausländer für die Straßenben­ützung bezahlen und Deutsche nicht!

Wer bitte sonst finanziert denn die deutschen Straßen, wenn nicht die Deutschen selbst? Es ist im Gegenteil vielmehr so, dass wir Ausländer bisher privilegie­rt waren, weil wir Straßen gratis benutzen durften, für die das deutsche Volk bezahlt hat. Umgekehrt dürfen sie das aber bei uns nicht.

Für mich ist das wieder einmal ein typisches Beispiel dafür, wie der Buchstabe des Gesetzes (in diesem Fall des EU-Rechts) in unmoralisc­her Weise missbrauch­t werden kann. Es passiert viel zu oft, dass aufgrund von Formalisme­n (ist die Abgabe nun eine Maut oder einfach eine Steuer?) der Sinn eines Gesetzes ausgehebel­t wird.

Um eine Diskrimini­erung handelt es sich in diesem Fall bestimmt nicht. Denn alle Deutschen bezahlen genau wie Ausländer für ihre Straßen, wie immer die Finanzieru­ng auch organisier­t wird.

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