Funkhaus treibt ORF ins Minus
Budget. Das Funkhaus wurde nicht wie geplant Ende 2016 verkauft, das reißt ein Loch ins ORF-Budget 2017. Finanzchef Nadler hofft auf eine Inflationsanpassung der ORF-Gebühr.
So hat sich der Stiftungsrat die Sache nicht vorgestellt: Laut Finanzplan sollte der öffentlich-rechtliche Sender 2016 mit einer schwarzen Null über die Runden kommen – trotz Fußball-EM und Olympia. Möglich werden sollte das unter anderem dank der Einnahmen aus dem Verkauf des Funkhauses, der Ende des Jahres hätte über die Bühne gehen sollen. Daraus wurde aber nichts: Der ORF hat den Vertrag bis dato nicht unterzeichnet. „Das heißt, die Erträge daraus fehlen uns natürlich im Ergebnis 2016“, sagte der neue Kaufmännische Direktor, Andreas Nadler, der APA. Fazit: Die ORF-Bilanz für 2016 wird negativ ausfallen. Wie sehr das Unternehmen in die roten Zahlen rutscht, wollte Nadler nicht sagen. Er wolle die Zahlen nicht veröffentlichen, bevor der Stiftungsrat informiert ist. Dieser tritt am 2. März zur ersten Sitzung zusammen.
Kaufen will das Funkhaus die Vorarlberger Rhomberg-Gruppe, der ORF will einen Teil des Gebäudes weiter nützen (für das Landesstudio Wien) – FM4 und Ö1 sollen hingegen ins neue ORF-Zentrum auf dem Küniglberg übersiedeln. Der „Kurier“berichtete zuletzt von Verzögerungen wegen Einsprüchen gegen den Um-/Neubau auf dem Küniglberg, wegen der Sparzwänge müsse der ORF das Bauprojekt redimensionieren – weshalb er offenbar nun doch Interesse hat, das Funkhaus länger als geplant weiter zu nutzen bzw. womöglich Teile von Ö1 dort zu belassen. „Natürlich müssen wir uns auch überlegen, wie lange wir das Funkhaus vertraglich nutzen wollen“, sagt Nadler, ohne sich festzulegen. Noch seien „diverse Punkte in den Verhandlungen offen“. Er darf durch den Verkauf mit Einnahmen in der Höhe von kolportierten 30 Millionen Euro rechnen – und hofft, dass „wir es dieses Jahr zu einem Abschluss bringen“.
Der ORF werde den Ertrag also bekommen – wenn auch zeitverzögert. Am Sparprogramm hält der Finanzchef dennoch fest: „Solange die Erlöse des ORF real sinken, so lange werden wir in allen Bereichen sparen müssen. Auch im Programm“, sagt er. Akut steht vor allem eine „Redimensionierung“des Frühstücksfernsehens an – sie soll schon im ersten Quartal 2017 wirksam werden. Außerdem werde man beim Sport „jede Entscheidung für den Erwerb von Rechten genau abwägen müssen“. Solche Überlegungen seien nicht neu: „Seit ich im Haus bin, gibt’s quasi jedes Jahr ein Sparprogramm“, sagt Nadler.
ORF-Gebühren im Nationalrat
Übers ORF-Geld diskutierte am Mittwoch dann der Nationalrat – und es gab das zu erwartende Hickhack. Die Neos machten unter dem Motto „GIS abdrehen“abermals gegen die ORF-Gebühren mobil. Klubchef Matthias Strolz warf der ÖVP vor, sie würde mit ihrer Zustimmung zu höheren Gebühren versuchen, Posten für die Partei zu schaffen – das sei „ein Muster struktureller Korruption“. Dafür gab’s einen Ordnungsruf. FPÖ-Mandatar Günther Kumpitsch zeigte sich mit dem Programm des ORF unzufrieden (er findet, er zeige zu viele US-Serien) – und forderte eine Offenlegung der „Gehälter und Zusatzgagen der Direktoren“. Josef Cap (SPÖ) hingegen verteidigte die ORF-Journalisten, die einen tollen Job machen würden – und warf den Neos vor, sie würden mit ihrer Unterschriftenaktion gegen die ORF-Gebühren versuchen, den Öffentlich-Rechtlichen mutwillig zu zerstören.
Im Frühling will die Regierung eine ORF-Enquete veranstalten, bei der auch die Finanzierung diskutiert wird. Nadler hält „eine andere Logik“als das bisherige Gebührenmodell jedenfalls für „vernünftiger“: „Eine laufende Inflationsanpassung wäre auch für die ORF-Teilnehmer leichter verkraftbar“, glaubt er. Für den ORF würde damit „zumindest ein Sinken der Finanzierungsbasis eingebremst werden“.