USA bleiben für Österreicher attraktiv
Trump. Die Direktinvestitionen in den USA erreichten im Vorjahr mit elf Mrd. Euro einen neuen Höchststand. Der Trend dürfte auch 2017 anhalten, allerdings macht sich Verunsicherung breit.
Wien. Die österreichisch-amerikanische Freundschaft bleibt trotz des umstrittenen neuen US-Präsidenten, Donald Trump, vorerst offenbar weitgehend ungetrübt: Abgesehen vom Voestalpine-Konzern, der, wie berichtet, eine eigene USA-Taskforce eingerichtet hat, bleiben die meisten der in den Vereinigten Staaten tätigen Austrounternehmen relativ gelassen, sagt der Wirtschaftsdelegierte der WKO in New York, Michael Friedl. Panik gebe es keine. Aber: „Ich registriere derzeit ein vorsichtiges Abwarten. Natürlich beobachten die Unternehmen ganz genau, welche Entscheidungen und handelspolitischen Maßnahmen Präsident Trump trifft und wie sich diese auf die Wirtschaft auswirken könnten.“
Das habe auch damit zu tun, dass die bisherigen Dekrete Trumps zum Teil auf heftigen Widerstand gestoßen sind und es regionale gesetzliche Umsetzungen sowie regionale Standards gibt, die für Unternehmen zumindest ebenso relevant sind – abgesehen von der Gewaltenteilung zwischen Präsident, Kongress und Oberstem Gerichtshof.
„Gut für die Wirtschaft“
Friedl: „Es gibt ja auch einige Ankündigungen Trumps, die gut für die Wirtschaft wären – wie das eine Billion Dollar schwere Infrastrukturpaket, eine umfangreiche Deregulierung und die Senkung von Körperschaft- und Einkommensteuer. Im Unterschied etwa zum Rückgängigmachen von Obamacare, Mauerbau oder Einreisestopp sind sie allerdings noch nicht angegangen worden.“Viele Unternehmen würden jedenfalls die Per- son Trump nicht einschätzen können, und das bedinge natürlich eine gewisse Verunsicherung.
Grundsätzlich blieben die USA für die österreichischen Unternehmen aber weiter ein attraktiver Markt und Produktionsstandort, so der Wirtschaftsdelegierte: 2016 habe es laut jüngsten Schätzungen mit elf Milliarden Euro sogar einen neuen Höchststand an Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen in den USA gegeben. Gründe dafür seien das höhere Wirtschaftswachstum im Vergleich mit der EU, eine Reindustrialisierung der US-Firmen, die wieder auf den Heimmarkt zurückgekommen sind und in Anlagen und Maschinen investieren, sowie ein hohes Konsumentenvertrauen, das den Konsumgütermarkt vergrößert hat. Die österreichischen Unternehmen wollen näher bei den Kunden sein, erklärt Friedl, der auch auf die gesunkenen Energiekosten in den vergangenen Jahren und interessante Investitionsanreize in einzelnen Bundesstaaten wie zum Beispiel in Georgia verweist.
Zudem sei auch die Herstellung von Autos auf Höchststände gestiegen, was wiederum die KfzZulieferfirmen positiv beeinflusst. Friedl geht daher davon aus, dass sich der Trend 2017 fortsetzen dürfte: „Sollte es jedoch zu gravierenden Änderungen und Schlechterstellung von europäischen Unternehmen kommen, wird das in die betriebswirtschaftliche Gesamtrechnung der Investition und in die Abschätzung von politischen Risken natürlich wie in jedem anderen Land einfließen“, sagt der Wirtschaftsdelegierte, der betont, dass „die Vereinigten Staaten kein monolithischer Block“seien: Je nach Bundesstaat und Branche würden die Person und Politik Trumps auch unterschiedlich aufgenommen. Friedl: „Die Unternehmen schauen sich daher sehr genau an, wo sie investieren.“
700 Unternehmen in den USA
Insgesamt sind derzeit knapp 700 heimische Unternehmen in den Vereinigten Staaten mit Niederlassungen vertreten, ein Drittel davon mit Produktionsstandorten. Sie beschäftigen rund 33.500 Mitarbeiter. Darunter befinden sich viele namhafte Betriebe – Voestalpine, Alpla, Greiner, Hörbiger, Knapp, Doppelmayr oder Palfinger –, um nur einige zu nennen.
Für den Vorarlberger Seilbahnproduzenten Doppelmayr etwa, der in Salt Lake City ein Werk mit rund 150 Mitarbeitern betreibt und in Nordamerika (inklusive Kanada) zuletzt elf Prozent seines Gruppenumsatzes – also rund 80 Millionen Euro – machte, sind die USA zwar „ein schwieriger, aber interessanter Markt“. In den USA ist man bereits seit Ende der 1960er-Jahre vertreten, „mit Präsident Trump“, habe „sich für das Unternehmen bisher nichts geändert“, beschreibt Verkaufschef Ekkehard Assman die aktuelle Situation.
Die USA sind mit einem Volumen von fast 13 Milliarden Euro – inklusive Dienstleistungen – der zweitgrößte Exportmarkt Österreichs nach Deutschland. Die wichtigsten Ausfuhrprodukte sind Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, elektrische Bauteile, bearbeitete Waren, Fertigwaren, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Getränke und Nahrungsmittel. Nachdem die Exporte 2015 um 17,5 Prozent gestiegen sind, hätten sie sich „im Vorjahr auf hohem Niveau stabilisiert“, so Friedl. Die US-Direktinvestitionen in Österreich sind im Vorjahr ebenfalls gestiegen – und zwar auf rund zwölf Milliarden Euro. Die Importe aus den USA betrugen zuletzt deutlich über fünf Milliarden Euro.