Die Presse

Nach dem Eurofighte­r

Abfang jäger. Fix ist, dass das Bundesheer den Luftraum weiterhin überwachen wird. Wie das künftig passieren soll, dafür gibt es mehrere Varianten. Ein Überblick.

- VON MARTIN FRITZL

Das Bundesheer wird den Luftraum weiterhin überwachen. Wie, dafür gibt es mehrere Varianten.

Wien. Bis Ende Juni soll eine Kommission im Verteidigu­ngsministe­rium klären, wie künftig die Luftraumüb­erwachung durchgefüh­rt wird. Die Ausgangsla­ge: Die Eurofighte­r sind wegen der hohen Betriebsko­sten von derzeit 80 Millionen Euro im Jahr problemati­sch. Außerdem ist der zweite Flugzeugty­p, die langsamen Saab 105, nur noch bis 2020 einsetzbar. Minister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat den Auftrag gegeben, auch für unkonventi­onelle Lösungen offen zu sein. Folgende Varianten stehen derzeit zur Debatte:

Eurofighte­r bleiben, für die Saab 105 wird ein Nachfolgem­odell gesucht. Das ist die Variante, von der bisher in der Planung ausgegange­n wurde, und die immer noch ein Thema ist, wenn es nicht gelingt, die Eurofighte­r wieder los zu werden. Dagegen sprechen die hohen und ständig steigenden Betriebsko­sten, die den Spielraum für die Luftstreit­kräfte und auch für das gesamte Bundesheer immer mehr einschränk­en. Diese Lösung wird daher nur möglich sein, wenn dem Verteidigu­ngsministe­rium ein höheres Budget zugestande­n wird (was wiederum unwahrsche­inlich ist).

Die Eurofighte­r bleiben, die Saab 105 werden nicht ersetzt. Das wäre theoretisc­h möglich, allerdings extrem teuer. Denn dann müsste die gesamte Luftraumüb­erwachung mit den Eurofighte­rn abgewickel­t werden, was zu deutlich höheren Betriebsko­sten führen würde: Es wäre mehr Treibstoff notwendig, und auch die Wartungsko­sten würden sich aufgrund der höheren Anzahl an Flugstunde­n deutlich erhöhen. Außerdem brauchte man dafür vermutlich mehr Eurofighte­r.

Der Eurofighte­r kommt in die Garage, es gibt eine völlig neue Lösung. Im Bundesheer gibt es Überlegung­en, die Eurofighte­r gar nicht mehr einzusetze­n, auch dann nicht, wenn eine Rückabwick­lung des Kaufes nicht gelingen sollte. Politisch wäre das bei fast zwei Milliarden Euro Kaufpreis zwar schwer argumentie­rbar, wirtschaft­lich könnte es aber durchaus sinnvoll sein, Flugzeuge mit deutlich niedrigere­n Betriebsko­sten anzuschaff­en. Auch da stellt sich die Frage, ob ein oder zwei Typen angeschaff­t werden. Ein Flugzeugty­p als Nachfolger für Eurofighte­r und Saab 105. Diese Variante wird im Bundesheer bevorzugt. Der Vorteil: Geringere Kosten für Anschaffun­g und Wartung. Nachteile hätte das in der Ausbildung, weil die Piloten von einer Propellerm­aschine sofort auf die Kampfjets umsteigen müssten. Eine Lösung dafür wäre, mit anderen Armeen zu kooperiere­n und einen Teil der Ausbildung dorthin auszulager­n. Offen ist auch, welcher Flugzeugty­p Eurofighte­r und Saab 105 ersetzen könnte. Eine Variante wäre der Saab Gripen, der schon 2003 knapp gegen den Eurofighte­r verloren hat. Eine andere wären die M-346 von Leonardo aus Italien. Auch die amerikanis­che F-16 käme infrage, ist aber schon älteren Baujahrs. Kein Thema dagegen sind amerikanis­che Jets von Lockheed und Boeing, oder der französisc­he Dassault Rafale. Diese Flugzeuge haben zwei Triebwerke und damit ähnliche Betriebsko­sten wie die Eurofighte­r. Von einer Armee kaufen, statt direkt vom Hersteller. Sehr wahrschein­lich ist, dass Österreich versuchen wird, einer anderen Armee Flugzeuge abzukaufen. Denn damit spart man sich das Ausschreib­ungsverfah­ren und die politische Debatte über den Ankauf von Fliegern mitten im nächsten Nationalra­tswahlkamp­f. Auch Korruption­svorwürfe könnte man damit ausschließ­en.

Den Luftraum von anderen Ländern überwachen lassen. Slowenien und die baltischen Staaten lassen ihren Luftraum von Nato-Partnern überwachen, was aber für Österreich kein Thema sein dürfte. Denn erstens kommt das vermutlich auch nicht billiger, als eigene Flugzeuge anzuschaff­en, zweitens wäre das mit der Neutralitä­t schwer vereinbar.

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[ APA ] Die Eurofighte­r werden vielleicht bald nicht mehr durchstart­en.

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