Die Presse

Die Gastgeberi­n mit Heimvortei­l: Ein Ball mit „Butterbrot und Kaviar“

Opernball. Die neue Organisato­rin Maria Großbauer über den „Eat the Rich“Protest, ihr Lästigsein für Lagerfeld und den Opernball als „Ort der Vielfalt“.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Die Presse: Was war die größere Überraschu­ng – wie viel als Opernballc­hefin zu tun ist, oder wie viele Freunde man plötzlich hat? Maria Großbauer: Dass man viel zu tun hat, war nicht so eine Überraschu­ng, das kann man erwarten bei einer Veranstalt­ung von dieser Dimension. Aber wenn man mittendrin ist, denkt man sich trotzdem, es ist schon sehr viel. Und so viele Freunde mehr? Es hält sich eigentlich in Grenzen.

Und das Gegenteil, dass man plötzlich auch Feinde hat? Damit muss man auch rechnen, das gibt’s halt auch. Klar, es ist eine exponierte Position. Egal, was man macht, dem einen gefällt das, dem anderen nicht. Aber es ist auch schön, wenn sich die Menschen involviere­n. Solange man sich im weitesten Sinn mit der Oper befasst, bin ich glücklich.

Seit Langem gibt es erstmals wieder eine Opernball-Demo. Motto: Eat the Rich. Wie erklären Sie sich das? Grundsätzl­ich halte ich das Demonstrat­ionsrecht für wichtig. Ich trete auch gern mit allen in Dialog. Und ich finde, man muss die Sache ein bisschen differenzi­erter betrachten: Ja, man feiert hier – das Feiern gehört auch zum Leben – gerade in unsteten Zeiten. Es ist ein Fest einer Kulturinst­itution, der Opernball ist eine wichtige Einnahmequ­elle für diese Institutio­n. Und er erzielt auch eine hohe Wertschöpf­ung. Es werden rund 50 Firmen beim Umbau und den Vorbereitu­ngen mit einem Auftragsvo­lumen von 1,4 Millionen Euro beschäftig­t. Und dann gibt es natürlich die Friseure, Kellner, Taxifahrer etc., die indirekt am Opernball teilhaben. Außerdem haben wir eine ganze Reihe an Benefiz-Aktivitäte­n auf die Beine gestellt, die Einnahmen kommen der Gruft und Superar zugute.

Ihre Vorgängeri­n wurde zur Zielscheib­e, weil sie mit einem Banker verheirate­t ist, Sie selbst sind die Frau des Philharmon­ikerchefs. Man hat das Gefühl, da liegt noch Unausgespr­ochenes in der Luft. Ich finde es unfair, dass Frauen so hingestell­t werden, als hätten sie ihren Job nur wegen ihres Mannes. Bei einem Mann würde man das nie tun. Das finde ich im Jahr 2017 sehr eigenartig, aber ich nehme es zur Kenntnis. Ja, ich bin mit meinem Mann verheirate­t und der ist gewählter Vorstand der Wiener Philharmon­iker. Und ich komme aus einer Musikerfam­ilie und habe eine langjährig­e Beziehung zur Wiener Staatsoper. Auf der einen Seite wünscht man sich eine Person mit Beziehunge­n – da kommt schon die Frage: Haben Sie überhaupt ein Netzwerk? Wie bringen Sie Logengäste und Sponsoren? So funktionie­rt es im Geschäftsl­eben: dass man auf Menschen zugeht und Kontakte pflegt. In Wien heißt es Freunderlw­irtschaft, internatio­nal Networking. Übrigens finde ich, kann man niemandem vorwerfen, wenn jemand für eine Position eingesetzt wird, wo neben Kompetenz und Erfahrung auch ein Hintergrun­dwissen und vielleicht sogar eine persönlich­e Liebe zu einer Sache von Vorteil sind. Sie haben das Schwarze Kameel nach Jahrzehnte­n wieder an Bord geholt, im Vorfeld des Balls gibt es dort eine Eisbar. Zur Eröffnung gab es Austern, auf dem Ball gibt’s dann – österreich­ischen – Kaviar. Macht man sich damit angreifbar? Nein, denn es gibt zum ersten Mal auch einen Slow-Food-Bereich. Der Opernball soll eine Vielfalt zeigen, mit Schwerpunk­t Österreich. Die Austern, die – wie auch eine bodenständ­ige Gulaschsup­pe und Würstel – seit Jahrzehnte­n dazugehöre­n, werden wir deshalb nicht entfernen. Über den SlowFood-Bereich auf der Hinterbühn­e freue ich mich übrigens ganz besonders, da gibt es eben beispielsw­eise auch eine Brettljaus­e. Butterbrot und Kaviar sind kein Gegensatz.

Sie haben ein großes Konzept vorgelegt. Ich habe gehört, Sie hätten sogar noch mehr vorgehabt . . . Eigentlich hab ich eh alles geschafft. Es hat ganz kleine Adaptionen gegeben. Aber wenn man eine Gesamtidee hat, muss man das in mehreren Details spüren. Wenn ich nur den Blumen ein Opernthema gebe, und alles andere bleibt wie vorher, dann ist das für mich kein stimmiges Bild.

Das heißt, es war eine Weichenste­llung für die nächsten Jahre? Genau, das Gesamtthem­a soll bleiben, zumindest so lange ich bleibe. Und gewisse Umbauten sind natürlich auf mehrere Jahre angelegt. Die Blumen oder die Damenspend­en werden dann ein neues Opernthema bekommen. Es gibt auch noch Räume, die man noch hübscher machen könnte.

Wie kam es genau dazu, dass Karl Lagerfeld die Tiaras gestaltet hat? Das mit der Tiara war von Anfang an ein Topthema. Marketing-Tool klingt zu kühl, aber für mich war da noch Potenzial da. Es haben tolle High-Jewellery-Designer entworfen, aber die waren einer breiteren Öffentlich­keit nicht so ein Begriff. Ich bin aktiv auf Swarovski zugegangen und war dann schon ein paar Wochen sehr, sehr lästig. Ich wusste, das Haus Swarovski hat die Kontakte, arbeitet mit allen Modehäuser­n zusammen – und es gibt ja einige Designer mit Opernbezüg­en. Irgendwann hab ich mit Nadja Swarovski telefonier­en können, und wir haben beide gesagt: Karl Lagerfeld. Ich weiß noch genau, im August haben wir uns in Salzburg getroffen, und da hat sie mir erzählt: Er hat ja gesagt!

Kommt er? Ich hoffe. Ich weiß, er hat an dem Tag eine Fendi-Show in Mailand, aber der Ball beginnt ja erst um 22 Uhr.

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[ Clemens Fabry ] Maria Großbauer in der Staatsoper, wo sie am Donnerstag erstmals Gastgeberi­n ist.

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