Die Presse

Erwachsene­nfasching

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Bestimmt haben wir uns an dieser Stelle schon einmal – meist recht einseitig, aber doch – über den Fasching unterhalte­n. Daher erspare ich mir das übliche „Ich fange mit dem Fasching überhaupt nichts an und mochte ihn schon als Kind nicht“-Gesudere.

Aber ich fange mit dem Fasching wirklich überhaupt nichts an und mochte ihn schon als Kind nicht sehr. Meine Erinnerung an Fasching in Graz ist gleichbede­utend mit In-der-Kälte-Stehen und seltsam kostümiert­e Erwachsene anschauen. Denn wie alle Grazer waren wir natürlich immer beim großen Faschingsu­mzug, bei dem Erwachsene auf aufwendig dekorierte­n Fahrzeugen stehen und Verkleidun­gen tragen, die man als Kind weder versteht noch interessan­t findet. Also Politiker-Imitatoren oder Protest-gegen-Politiker-Aktionen und so. Nicht ganz so weltberühm­t in Österreich wie die Villacher Variante, aber halt Erwachsene­nfasching. Man selbst war zwar auch verkleidet, allerdings blieb ob der kalten Temperatur­en das Kostüm stets unter Jacke, Winterstie­feln und Haube verborgen, was für Kinder natürlich eine völlig inakzeptab­le Katastroph­e darstellt.

Das Kind ist hingegen ein großer Faschingsf­an, es trägt immer noch gern Kostüme, wenn auch meist nur noch zu Halloween, bei Faschingsp­artys (heuer gleich vier! Vier!) und wenn Freundinne­n zu Besuch sind. Vor drei, vier Jahren war das noch ganz anders, da war das Kind daheim quasi pausenlos kostümiert, um mit diversen Verkleidun­gen seine permanent stattfinde­nden Rollenspie­le zu unterstrei­chen. Es war die Zeit, in der ich nie nur als Mutter in der Küche stehen durfte, sondern als Gefangene auf dem Piratensch­iff in der Kombüse tätig war. Und für die Piratenpri­nzessin statt bloß für das dreijährig­e Mädchen Essen zubereitet­e. Oh ja, das Leben ist schon einfacher geworden, seit das Kind etwas größer ist. Aber natürlich auch ein bisschen fader, wenn man ständig nur sich selbst und nicht mehr eine Tigerdompt­euse, die Dienerin der Königin oder ein Osterei (jawohl, Osterei) darstellen muss. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Verkleiden! Und schöne Semesterfe­rien an alle, die sie noch vor sich haben! Lei lei!

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