Die Körper der Alten Meisterinnen
Kunsthistorisches Museum. Das literarische Stationentheater „Ganymed“führt heuer mit feministischem Blick durch die Gemäldegalerie, mit Texten Zadie Smiths und Grischka Voss’.
Peter Paul Rubens war Mitte 50, als er 1630 die 16-jährige Hel`´ene Fourment heiratete, das schönste Mädchen Antwerpens. Sechs Jahre später stellte er sie lebensgroß in der gefinkelten Pose der „schamhaften Venus“dar, mehr entblößt von als bekleidet mit einem Pelz. „Das Pelzchen“nannte er selbst das Gemälde, das er per Testament nur wenige Jahre später der jungen Gattin als Vermächtnis mitgab – heute hängt es, das berühmteste Pin-up des Barocks – in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums. In unmittelbarer Nähe des fast zeitgleich entstandenen Selbstporträts von Rubens, der sich als Malerfürst in voller (bekleideter) Pracht zeigt. Gemälde der „Entführung der Dina“von Giuliano Bugiardini verlesen wird. Dina, die Tochter Leas und Jakobs, war zwölf, als sie vergewaltigt wurde, die Blutrache, die folgte, war schrecklich.
Es gibt Bilder, die versöhnen. Das sanfte, kluge, starke Selbstporträt einer der wenigen im KHM vertretenen Malerinnen (acht von rund 700), Sofonisba Anguissola. Die „Alte Frau“von Balthasar Denner, die sich die englische Autorin Zadie Smith als Inspiration ausgesucht hat. Für einen von Petra von Morze´ gelesenen Text über die schlichte Existenz weiblichen Seins jenseits der Erwartungen, jenseits der Blicke, in deren Spiegeln nur sie gelernt hat, sich wahrzunehmen.