Die Presse

Mit Bartok´ für New York gerüstet

Konzert. Die Wiener Philharmon­iker und Franz Welser-Möst präsentier­ten das erste ihrer kommenden New Yorker Programme im Musikverei­n.

- VON WALTER DOBNER KHM, Premiere 18. 2. Weitere Termine bis 31. Mai unter: www.khm.at, Eintritt 36 Euro.

Es ist gute Tradition, dass die Wiener Philharmon­iker ihre in der Regel drei Programme, die sie für ihre Konzerte in der New Yorker Carnegie Hall erarbeiten, vorweg ihrem Wiener Publikum vorstellen. Meist – wie auch diesmal – im Rahmen von Konzerten der Gesellscha­ft der Musikfreun­de sowie in ihrer philharmon­ischen Konzertrei­he.

Diesmal reisen sie mit Franz Welser-Möst. Auch einen Solisten bringen sie für ihre diesjährig­e New Yorker Residenz mit, Rudolf Buchbinder, der sich dafür eines seiner Leibkonzer­te ausgesucht hat: das d-Moll-Klavierkon­zert von Johannes Brahms. Ein Werk von symphonisc­hem Zuschnitt, das dennoch den Solisten nie zu kurz kommen lässt. Zudem ein Stück, das den Virtuosen fordert, noch mehr aber den Musiker. Vor allem, wenn man – wie an diesem Abend im Goldenen Saal – auf das hier so we- sentliche Miteinande­r von Orchester und Solist Wert legt. Dann werden nicht erst im Mittelsatz, mit dem Brahms seiner Clara Schumann ein inniges Porträt quasi „gemalt“hat, die zahlreiche­n kammermusi­kalischen Züge dieses mit einem heftigen Paukenwirb­el anhebenden d-Moll-Konzerts unmissvers­tändlich deutlich.

Buchbinder­s Brahms-Erfahrung

Ganz in diesem Spannungsf­eld von wuchtig auftrumpfe­nder Dramatik und sanftem Lyrismus erklang dieses Opus 15 an diesem Abend. Franz Welser-Möst führte akkurat das Orchester, setzte auf klare Linien und in sich stimmige Tempi. Stets gab er den Solisten im Orchester Raum für ihre virtuosen Einwürfe, und war Rudolf Buchbinder, der seine jahrelange BrahmsErfa­hrung souverän ausspielen konnte, sich mehr auf die Konturen als die Farben dieses Konzerts konzentrie­rte, ein idealer Partner.

Weil Reisen immer auch eine Möglichkei­t sind, Werke aufzuführe­n, die man mit einem Klangkörpe­r besonders in Beziehung setzt, haben die Philharmon­iker auch einen Schubert im Gepäck: seine „Unvollende­te“. Auch um zu zeigen, wie falsch so manches Klischee ist, das diesem Wiener Klassiker immer noch anhaftet. Konzentrie­rt man sich, wie es WelserMöst mit den blendend gelaunten Musikern vorzeigte, auf das melodische Lineament dieser h-MollSympho­nie und legt den Fokus auf ihre weit in die Zukunft reichenden Harmonien, dann bleibt weder für zerdehnte Tempi noch falsches Sentiment Platz. Den brillanten Schlusspun­kt setzte eine so selbstvers­tändlich brillant und transparen­t musizierte Suite aus Bartoks´ „Der wunderbare Mandarin“, dass man meinte, dieses Stück zähle zum ständigen Repertoire des Orchesters. Ein besonderes Verdienst des Dirigenten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria