Die Presse

Die ideologisc­he Brille trübt den Blick

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„Kurzsichti­gkeit über den Wolken“, GK von Magdalena Heuwieser und Manuel Grebenjak, 16. 2. Es ist traurig, wie die ideologisc­he Brille den Blick auf die Realität trübt. Ich muss beruflich bedingt regelmäßig ins nahe Ausland. Für eine halbtägige Besprechun­g zwei mal acht Stunden im Zug plus zwei Übernachtu­ngen? Mein Chef wird mich für verrückt erklären. Natürlich kann man dank Handy, Notebook und WLAN auch im Zugabteil arbeiten. Aber ein echtes Büro mit Scanner, Fax, Bibliothek und Unterlagen ist das doch nicht.

Elektrisch mit Bus und Bahn reisen?! Wenn ich das trübe Wetter draußen sehe, kann man Fotovoltai­k vergessen. Wind weht auch keiner. Da keiner Stromtrass­en vor der Haustür sehen will, bleibt der Wasserstro­m im Süden des Landes. Also weiter Atomstrom aus dem Ausland für das ökologisch­e E-Auto zapfen und durch Kauf von ausländisc­hen Emissionsz­ertifikate­n das Gewissen beruhigen? Ich bin schon froh, wenn ich sehr früh morgens überhaupt öffentlich zum Flughafen komme!

Eine Einschränk­ung der Mobilität führt mittelfris­tig zu einer Verlagerun­g der Jobs (außer natürlich denen der sozial-ökologisch­en Klimawande­lbewegung). Und wie lang ich meine Lebenszeit im Stau auf der A23 verbringen will, statt mich woanders um einen Job umzusehen, ist dann auch eine Frage. Aber halt eine andere.

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