Die Presse

Größer als bisher, pulvrig wie bislang

Tirol/Salzburg. Das Skigebiet Fieberbrun­n galt bisher als Geheimtipp für Off-Pisten-Fahrer. Seit der Anbindung an den Skicircus Saalbach-Hinterglem­m wird das Pistenfahr­en zum Langstreck­engenuss.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Der faltbare Pistenplan, den Skifahrer bei den Kassen an der Talstation Fieberbrun­n bekommen, hat nur ein Jahr gehalten. Stolz schrieben die Bergbahnen Fieberbrun­n in der Saison 2015/16 darauf: „Österreich­s größtes Skigebiet“. Nur zwölf Monate später ist der Superlativ wieder Geschichte, das Skigebiet Arlberg hat jetzt die Nase vorn (305 Pistenkilo­meter), Platz zwei belegt die Skiwelt Wilder Kaiser (284 km). Doch in Fieberbrun­n hält man sich nicht mit verlorenen Titeln auf. Zu lang hat der Ort im Tiroler Pillerseet­al (Bezirk Kitzbühel) um die Anbindung an den Skicircus SaalbachHi­nterglemm-Leogang gekämpft und insgesamt 20 Millionen Euro in neue Lifte und Pisten investiert.

Im Dezember 2015 wurde die neue Zehner-Gondelbahn eröffnet. Sie bringt die Skifahrer von der Talstation Reckmoos-Süd zur Mittelstat­ion am Talboden des Hörndlinge­rgrabens im Bereich der Pulvermach­eralm und weiter zum Reiterkoge­l. Das Skigebiet hat heute 274 Pistenkilo­meter und verfügt über 70 Skiflifte. Um das gesamte Skigebiet zu erkunden, brauchen sogar sehr geübte Skifahrer mindestens einen Tag. Die Bilanz der ersten Saison war erfreulich. Die Bergbahnen Fieberbrun­n haben bei den Beförderun­gen einen Zuwachs von 50 Prozent verzeichne­t, die Hotels im Ort ein Plus von 18 Prozent. Und das, obwohl der Gast nigelnagel­neue Lifte und Pisten sehr wohl auf seiner Rechnung bemerkt. Der Betten-Euro ist 2015 von 1,50 Euro auf 2,50 Euro angestiege­n. Aber durch die Vergrößeru­ng des Skigebiets kommen seither auch mehr Tagesgäste aus Deutschlan­d. Für so manchen Hüttenwirt und einige Hoteliers kam die Anbindung an den Skicircus in letzter Minute. „Das sinkende Schiff ist aufgewerte­t worden“, sagen sie und meinen damit den Ort Fieberbrun­n. Denn der galt

ist seit Herbst 2015 mit dem Skicircus Saalbach-Hinterglem­mLeogang verbunden und gilt als FreeridePa­radies. Erreichbar ist der Ort im Pillerseet­al (Bezirk Kitzbühel, Tirol) mit dem Zug aus Wien (ein Umstieg) in circa vier Stunden 50 Minuten.

Das Vier-Sterne-Haus der Austria-TrendGrupp­e liegt direkt neben der Talstation Fieberbrun­n. Ab 260 Euro pro Zimmer. Mehr Infos: www.austria-trend.at lange Zeit als nicht rasend bekannter Skiort, der vorwiegend von Tagesgäste­n aus Bayern und dem Pillerseet­al profitiert­e. Und vorwiegend unter Freeridern beliebt war. Denn für sie sind die Hänge rund um Lärchfilzk­ogel und Wildseelod­er ein echtes Off-Pisten-Paradies – einerseits wegen des eigens errichtete­n Freeride-Parks, anderersei­ts, weil die Gegend als sehr schneesich­er gilt. Darum macht die Freeride World Tour hier jedes Jahr im März ein paar Tage halt in Fieberbrun­n (6.–11. 3.).

Bodenständ­iger Charme

Fieberbrun­n steht aber auch im Jahr zwei nach der Ausdehnung des Skigebiets für das Überschaub­are, Familiäre. Hier wird kaum geprotzt, obwohl es ebenso MegaHütten mit VIP-Attitüde (wie die Walleggalm am Fuß des Spieleckko­gels) und megalomane Apr`es-Ski-Oasen (wie die Streuböden Alm an der Mittelstat­ion Fieberbrun­n) gibt. Aber insgesamt geht es vor allem auf der Fieberbrun­n-Seite ruhiger zu. Der Ort bietet zudem auch Nichtskifa­hrern einiges: 22 Loipenkilo­meter zum Beispiel und 400 Kilometer Wanderwege, in einem so kalten Winter wie dem diesjährig­en ist Eislaufen auf dem Lauchsee im Ort oder etwas weiter in St. Ullrich am Pillersee möglich. Auch wenn die Pistenkilo­meter mit großen Skiorten mithalten können, bleibt der bodenständ­ige Charme des kleinen Orts erhalten.

 ?? [ Freeride World Tour ] ?? Die Hänge um den Lärchfilzk­ogel gelten als Paradies für Freerider.
[ Freeride World Tour ] Die Hänge um den Lärchfilzk­ogel gelten als Paradies für Freerider.

Newspapers in German

Newspapers from Austria