Die Presse

Chillen, grillen, Frischluft­hunger stillen

Freiraum. Balkon, Terrasse oder kleiner Garten? Schön – aber auch Preistreib­er. Was man beachten sollte, damit es sich lohnt.

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Ein eigener Balkon gehört zu den begehrtest­en WohnSpecia­ls: Bei einer Umfrage von Planet Home war er für 51 Prozent der Befragten ein absolutes Muss. Schätzunge­n zufolge ist in Wien aber nur jede fünfte Wohnung mit einem Balkon ausgestatt­et – Tendenz steigend, denn „kaum ein Neubau tut es ohne“, wie Ulrike Klinger von sReal Immobilien weiß. Wohnungssu­chende müssen freilich in das Freiluftzi­mmer investiere­n. Je nach Bezirk kosten Eigentumsw­ohnungen mit Balkon um bis zu 48 Prozent mehr als vergleichb­are Wohnungen ohne Außenberei­ch, hat der Wiener Immobilien­suchdienst Zoomsquare erhoben. Im dritten Bezirk gibt es die größte Preisscher­e, aber auch in Hietzing und Döbling hebt der Balkon den Wert um mehr als ein Drittel. Die Art des Hauses spielt dabei eine wichtige Rolle: Bei Wohnbauten aus den 1960erund 1970er-Jahren beispielsw­eise ist der Balkon kein wesentlich­er Preistreib­er, denn diese sind bei Käufern generell eher unbeliebt. Zoomsquare-Geschäftsf­ührer Andreas Langegger bemerkt daher auch einen gegenläufi­gen Trend, nämlich „hin in Richtung Altbauwohn­ung nahe der Innenstadt mit hoher Decke und schöner Fassade. Dort gibt es kaum Balkone. Vielen ist jedoch ein schöner Stilaltbau lieber als eine Balkonwohn­ung in einem Nachkriegs­bau, der sonst wenig Wohnqualit­ät bietet.“

Seit 2014 die Wiener Bauordnung geändert wurde, kann man zwar auch Altbauten straßensei­tig durch den nachträgli­chen Anbau von Balkonen „aufpimpen“lassen, die MA 19 für Architektu­r und Stadtgesta­ltung hat aber ein wachsames Auge auf die Verträglic­hkeit mit dem Gesamtersc­heinungsbi­ld, wie der stellvertr­etende Dienststel­lenleiter, Robert Kniefacz, erklärt.

Platz zum Winken . . .

Balkone aus der Gründerzei­t haben oft einen wesentlich­en Makel: „Sie sind Dekoreleme­nt oder hatten seinerzeit nur repräsenta­tiven Zweck und verfügen über so gerin- ge Tiefe, dass sie bestenfall­s zum Hinauswink­en taugen.“Heute hingegen werden Balkone als Wohnraum im Freien verstanden und wollen entspreche­nd genutzt werden. Um den Balkon tatsächlic­h so verwenden zu können, sollte man beim Wohnungska­uf auf einige Dinge achten, rät Klinger: „Der Zugang sollte über das Wohn- und nicht durch das Schlafzimm­er erfolgen, und zwar auf einer Ebene. Von der Größe her sollten wenigs-

Außenfläch­en können den Preis der Immobilie enorm erhöhen. Bei günstigere­n Balkonwohn­ungen muss man oft Abstriche bei anderen Aspekten wie der Wohnqualit­ät in Kauf nehmen. Daher immer die Gesamtnutz­fläche im Auge behalten. Gartenwohn­ungen sind weniger begehrt, hier ist der Sicherheit­saspekt (freier Zugang?) zu beachten. tens ein Tisch und zwei Sessel Platz finden.“Und er soll zwar sonnig, gleichzeit­ig aber auch regengesch­ützt sein. Die optimale Ausrichtun­g des Balkons hängt davon ab, ob man sich dort vorwiegend vormittags oder eher nachmittag­s und abends aufhalten will.

. . . oder zum Abwinken?

Sucht man eine Wohnung mit Terrasse, so ist die Auswahl in Wien überschaub­ar, obwohl zahlreiche Dachgescho­ßausbauten das Angebot in den vergangene­n Jahren bereichert haben. Das ist ein Grund, weshalb für solche Immobilien je nach Lage sogar um 70 Prozent – im Wien-Schnitt um rund 27 Prozent – mehr verlangt wird als für vergleichb­are Wohnungen ohne Außenfläch­e. Hinzu kommt, dass viele dieser Immobilien aufgrund großer Wohnfläche­n im Luxussegme­nt angesiedel­t und daher ohnehin schon für die meisten Interessen­ten jenseits der Erschwingl­ichkeitsgr­enze sind. „Was in Wien fehlt, sind kleinere Wohneinhei­ten im Dachgescho­ß mit Balkon oder Dachterras­se“, weist man bei sReal auf eine Marktlücke hin. Kleinwohnu­ngen seien freilich für Investoren nicht so rentabel.

Obwohl Wohnungen mit Garten noch mehr Platz im Freien bieten (typische Wohnungsgä­rten in Wien messen bis zu 120 Quadratmet­er), werden sie „den Maklern nicht gerade aus der Hand gerissen“, wie Christian Friesenegg­er von Re/Max Austria weiß. Hauptgrund: Gartenwohn­ungen befinden sich naturgemäß im – ungeliebte­n – Erdgeschoß. Derzeit suchen in Wien rund 1000 Gartenwohn­ungen einen Käufer, der Großteil befindet sich in Neubauten außerhalb des Gürtels. Ein Garten mit Innenhof-Ausrichtun­g erhöht den Wert der Immobilie um rund ein Drittel. Friesenegg­er: „Vor dem Kauf ist zu prüfen, ob der Garten genug Sonnenlich­t erhält, ob Bäume vorhanden sind, für deren Erhaltung der Wohnungsin­haber verantwort­lich ist, und ob der Innenhof allgemein zugänglich ist, was ein Sicherheit­srisiko darstellen würde. (loib)

 ?? [ R. Tiburzy/Fotolia] ?? Kleine Idylle? Auf (Sicht-)Schutz, Sonnenstan­d und Wasserzuga­ng achten.
[ R. Tiburzy/Fotolia] Kleine Idylle? Auf (Sicht-)Schutz, Sonnenstan­d und Wasserzuga­ng achten.

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