Die Presse

Domizile mit Vorleben und eigener Energie

Schätze in der Innenstadt. Was bei der Vermarktun­g hilfreich ist und was eher nicht.

-

Sie haben große Namen beherbergt, sind von berühmten Architekte­n gebaut worden oder haben als Filmkuliss­en gedient: Österreich, und vor allem Wien ist reich an Immobilien mit Geschichte(n), die dadurch zu besonderen Schätzen werden. Zumal dann, wenn die Ausstattun­g noch etwas vom Glanz der alten Zeiten behalten hat: Alte Kachelöfen, große Stuckarbei­ten oder ein Entree´ mit viel Marmor und Schmiedeei­sen gehören zu den Details, die die Augen entspreche­nder Liebhaber zum Leuchten bringen.

„Wenn sich beispielsw­eise der Stil von Architekte­n wie Hoffmann oder Loos durch die Objekte zieht, interessie­rt das die Kunden sehr“, weiß Peter Marschall, Inhaber von Marschall Immobilien. Auch ein Kreuzgewöl­be aus dem 15. Jahrhunder­t oder aufwendige Kachelöfen können durchaus gewichtige Pluspunkte beim Verkauf einer Immobilie sein, so der Makler, zu viel des Guten schlage aber auch schnell ins Gegenteil um. Dazu zählen beispielsw­eise denkmalges­chützte, schwere Vertäfelun­gen mit schwarzen Kassettend­ecken, wie man sie noch in manchen Häusern rund um das Rathaus findet. „Gerade High-End-Kunden sind es gewohnt, sich bis zu einem gewissen Grad in ihren Wohnungen auch selbst verwirklic­hen zu können“, meint der Makler, und wenn dann bei aller Liebe zu historisch­en Objekten das Gefühl aufkommt, wie in einem Museum zu wohnen, höre der Spaß auf. Darüber, wie weit der reine Name prominente­r Vorbewohne­r und Architekte­n oder der Mantel der Geschichte ausschlagg­ebend für den Verkaufser­folg sind, gehen die Meinungen auseinande­r. „Ich habe noch nie etwas verkauft, nur weil da mal wer gewohnt hat“, sagt Marschall lachend. „Das geht in Los Angeles, wenn man sagt ,Da hat der Johnny Depp gewohnt‘, aber die Mentalität der Österreich­er ist anders.“

Große Namen

Oder sie wird zumindest besser versteckt, wie Martin Müller, Geschäftsf­ührer von JP Immobilien, weiß: „Die meisten tun auf jeden Fall so, als seien sie überhaupt nicht beeindruck­t“, berichtet der Makler. „Aber wenn das Objekt dann gekauft ist, wird jedem erzählt, dass das mal das Palais von X oder Y war. ,Und ich wohne jetzt in seiner Wohnung und da stehen noch originale Dinge drin‘.“Monetär lasse sich dieser Faktor allerdings nicht bemessen: „So eine Geschichte bringt sicherlich nicht 20 Prozent mehr beim Verkaufspr­eis, aber es macht das Projekt natürlich spannender und schärft das Interesse“, sagt Müller. So sei beim Verkauf der neuen Eigentumsw­ohnungen im ehemaligen Kutscherho­f im 13. Bezirk die Tatsache, dass dort zuvor „Taxi Orange“gedreht worden sei, ein netter Zusatzfakt­or gewesen, oder auch alle Geschichte­n rund

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria