Die Presse

Immer diese Zechprelle­r

Warum „Fühlen Sie sich . . .“tabu sein sollte.

- michael.koettritsc­h@diepresse.com

G ut gemeint ist ja bekanntlic­h das Gegenteil von gut. Ein Beispiel dafür ist die Sprechblas­e „Fühlen Sie sich . . .“, wobei für „. . .“wahlweise gegrüßt, verstanden, wertgeschä­tzt etc. einzusetze­n ist. Wohlgemerk­t als Aussage, nicht als Frage.

Vermutlich gut gemeint, ist dieser Satz im Businessko­ntext genauer betrachtet alles andere als gut: Da sagt mir jemand, wie ich mich fühlen soll. Geht’s noch, das ist ja wohl meine Sache.

Bei „Fühlen Sie sich willkommen“klingt das vielleicht harmlos, bei „Fühlen Sie sich umarmt“geradezu anzüglich.

Und bei „Fühlen Sie sich eingeladen“wird es jedenfalls missverstä­ndlich: Darf ich mich nur so fühlen oder bin ich tatsächlic­h eingeladen? Probieren wir es anders herum: Sagen Sie einem Kellner einfach: „Fühlen Sie sich bezahlt.“Dann wird er nicht nur fühlen, sondern sicher sein, einen Zechprelle­r vor sich zu haben.

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VON MICHAEL KÖTTRITSCH

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