Die Presse

Der Herr der großen Kräne

Porträt. In Christian Prangls Brust schlagen zwei Herzen. Das eine für das gleichnami­ge Familienun­ternehmen, das er 2014 nach dem Tod seines Vaters übernahm. Das andere für Hollywood.

- VON ANDREA LEHKY

Einmal zur Oscar-Verleihung! Schon als Kind träumte Christian Prangl (43) davon. Als junger WU-Student und Center-of-Excellence-Teilnehmer bewarb er sich für den einzigen verfügbare­n Platz in einem Austauschp­rogramm mit Los Angeles. Er bekam ihn. Seine Eltern – Vater Josef hatte 1965 in Wien-Simmering den Prangl-Kranverlei­h gegründet – besuchten ihn in LA, man gönnte sich ein Dinner in Wolfgang Pucks Spago. „Mein Vater war sehr kommunikat­iv“, erinnert sich Prangl jun., „er bat so lange, mit Puck als Landsmann persönlich sprechen zu können, bis der tatsächlic­h aus der Küche kam. Dann fragte ihn mein Vater, ob er mich bei der Oscar-Gala hineinbrin­gen könnte.“

Puck, wie jedes Jahr für das Catering der Gala zuständig, versprach es. Prangl jun. solle sich nur am nächsten Morgen mit Pucks Assistenti­n kurzschlie­ßen. Was er auch tat – täglich, wochenlang, in beharrlich­en Besuchen und Telefonate­n, bis er am Ende tatsächlic­h einen All-in-Pass für die Gala in Händen hielt. Prangl jun. verstand die Lektion: „Trau dich. Gib nicht auf. Bleib dran. Das habe ich von meinem Vater gelernt.“

Ganz so einfach war es dann doch nicht. Der hoffnungsf­rohe Hollywood-Fan hatte nun zwar seinen Pass, stand am Gala-Abend aber nicht auf der Akkreditie­rungsliste. Die Securities verweigert­en ihm den Zutritt. Gerade, als er frustriert wieder abziehen wollte, kam Puck vorbei und winkte ihn beiläufig durch. Zweite Lektion: „Du kannst noch so hartnäckig sein, du brauchst auch Glück.“

Generation­enwechsel

Im Jahr 2000, nach dem WUAbschlus­s (in seiner Diplomarbe­it ging es um Spielfilmv­ermarktung), trat Prangl ins väterliche Unternehme­n ein. Im Marketing: „Da fängt jeder an. Man lernt das Geschäft und kann nicht viel kaputt machen.“Ein breiter Spagat, vom Hollywood-Traum (Prangl wirkte in einigen Produktion­en auch als Statist mit) zur Kranvermie­tung. Er wischt das weg: „Es macht mich stolz und glücklich, das Lebenswerk meines Vaters fortzuführ­en und zu meinem zu machen.“

Mit dem Vater teilte er sich auch das Büro: „Da habe ich viel mitbekomme­n. Beruflich wie menschlich.“Vater und Sohn waren sich einig: Ein Generation­enwechsel aus dem Lehrbuch, mit präzisem Übergabeda­tum und hartem Schnitt, war nichts für sie: „Mein Vater kam aus einem kleinen Dorf in der Steiermark. Er war ursprüngli­ch Lehrer und baute die Firma über Jahrzehnte auf. Da soll er doch nicht von einem Tag zum anderen das Gefühl haben, dass er nicht mehr erwünscht ist.“Bis zu seinem Tod 2014, erzählt Prangl, war der Vater oft im Betrieb, sprach mit, entschied mit, „war dabei“. Er starb mit 87 Jahren.

Der Sohn nahm derweil operative und strategisc­he Projekte in Angriff. Ein neues ERP-System musste her: „Ein Husarenrit­t. Wir sind nicht so groß, dass wir eine ei- gene Truppe abstellen konnten. Das musste neben dem Tagesgesch­äft passieren.“

Dann wurde umstruktur­iert. Für den Neo-Chef steht der Verkauf im Vordergrun­d. Anstelle von früher 16 Spartenlei­tern, deren mannigfalt­ige Aufgaben von einer Person kaum mehr zu bewältigen waren, vertreiben heute fünf Regionalve­rtriebs- und ein Transportl­eiter das Portfolio gemeinsam mit ihren Außendiens­t-Teams. Technik und Innendiens­t decken nun Fachexpert­en ab. Der Maschinenp­ark wurde zusammenge­fasst und wird heute vom jeweiligen Standort zum Einsatzort in ganz Europa dirigiert. „Die Geräte sind unser mobiles Vermögen“, sagt Prangl, „jetzt optimieren wir die Auslastung und wissen genau, welches Gerät sich wie rechnet.“Auf seinen neuen 1000-Tonnen-Teleskopkr­an ist er besonders stolz: „Den gibt es nur viermal in Europa.“

Zurück nach Wien

Im Jänner übersiedel­te die Firmenzent­rale von Brunn am Gebirge nach Wien-Inzersdorf. Dafür wurden extra die Auf- und Abfahrten im Bereich der Laxenburge­r Straße für die überbreite­n Schwertran­sporte angepasst. Von einer Fläche von 67.000 Quadratmet­ern ließ Prangl 51.000 Quadratmet­er verbauen, mit Hallen, Büro- und Werkstattf­lächen. Genug Platz für eine künftige Expansion hat er noch. Wer Prangl kennt, weiß: Er wird ihn brauchen.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Alles neu in der frisch eröffneten Zentrale: Christian Prangl vor einem seiner kleineren Teleskopkr­äne.
[ Clemens Fabry ] Alles neu in der frisch eröffneten Zentrale: Christian Prangl vor einem seiner kleineren Teleskopkr­äne.

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