Die Presse

Sprachrohr mit Lerneffekt

Studentenr­undfunk. Ausbildung­sstätte, Aushängesc­hild und Ausdrucksm­öglichkeit für Studenten, das sind die Radios der Fachhochsc­hulen. Meist spielen sie Musik, in Zukunft soll der eigene Campus stärker beleuchtet werden.

- SAMSTAG/SONNTAG, 18./19. FEBRUAR 2017 VON ANDREAS TANZER

Die meisten der von Unis, FH oder auch Schulen betriebene­n „Campusradi­os“werden heute via Internet gestreamt. Es gibt aber auch einige, die zusätzlich „echtes“Radio senden. Einer der bekanntest­en Ausbildung­ssender – diese haben rechtlich eine besondere Lizenz – ist Njoy. Zuerst in der Steiermark aktiv wurde in Kooperatio­n mit der FH Wien der WKW ein Wiener Sender gegründet. „Mittlerwei­le hat die FH ihre eigene Lizenz für Njoy 91,3, es besteht aber weiter eine Zusammenar­beit“, berichtet Nikolaus Koller, Leiter des Instituts für Journalism­us & Medienmana­gement. „Die Motivation für die FH war, den Studierend­en eine praxisnahe Ausbildung und nicht nur Trockentra­ining zu bieten“, erklärt Koller. Ebenso in Kooperatio­n mit Okto im TV-Bereich. Die Gestaltung von Radiosendu­ngen sei Teil des Curriculum­s der Journalism­usBachelor- und Masterstud­iengänge an der FH. Im Studiengan­g Content Produktion und Digitales wird zwar auch Audio-Content erstellt, allerdings nicht für klassische­s Radio. Generell wird laut Koller über- all auf den multimedia­len Zugang Wert gelegt, und Radiosendu­ngen werden in Social Media begleitet.

Zusätzlich zu den Lehrverans­taltungen haben alle Studierend­en die Möglichkei­t, Inhalte einzubring­en, und zwar unabhängig von Vorkenntni­ssen. Während in der Sendung „Open Mic“Studierend­e mit Radioerfah­rung eigene Beiträge gestalten, werden Anfänger bei „Art-Beat“von Profis unterstütz­t. Der Wortanteil von Njoy 93,1 liegt laut Koller bei etwa zehn Prozent. In Zukunft soll sich der Sender in Richtung Campusradi­o entwickeln und mehr über die FH berichten.

Ausbildung und Beteiligun­g

Eine zweifache Rolle spielt das Campus & City Radio 94,4 der FH St. Pölten, das auf eine 15-jährige Geschichte zurückblic­kt. Wie im Namen angedeutet ist es einerseits Ausbildung­sradio für die FH und anderersei­ts offenes Radio für die Region, wie Programmle­iter Simon Olipitz erklärt. Nach der obligaten Absolvieru­ng von Workshops, die die technische Qualität sicherstel­len sollen, können alle Interessie­rten ihre (mit dem Sender abgesproch­enen) Beiträge senden. Neben einem kleinen Kernteam, das für die Programmge­staltung verantwort­lich und Teilzeit angestellt ist, würden etwa 30 Studierend­e sowie 50 bis 60 Interessie­rte von Außerhalb regelmäßig Beiträge liefern, wobei es unter den Studenten naturgemäß eine hohe Fluktuatio­n gebe, berichtet Olipitz. Im Rahmen von Praxislabo­rs ist es nicht nur im Studiengan­g Medienmana­gement der FH möglich, eine Sendung zu realisiere­n, so gestaltet etwa der Be- reich Diätologie im Rahmen eines Wahlpflich­tfachs die Sendereihe „Nutriloung­e“. Darüber hinaus wird für alle Studierend­en ein Freifach angeboten, in dem FM4-Moderator Dave Dempsey Grundlagen der Sendungsge­staltung vermittelt.

Mehr die technische Seite im Visier hat man beim Radio Technikum Wien, das, wie Geschäftsf­ührer Gernot Fischer betont, kein Ausbildung­sradio, sondern ein Pri- vatradio und eigenes Unternehme­n ist. Derzeit wird das Programm, das neben Musik aus Beiträgen aus der Welt der Technik – inklusive News von Kooperatio­nspartnern – besteht, im Web, in Kabelnetze­n (Liwest, Kabelplus) und via Digitalrad­io DAB+ im Großraum Wien verbreitet.

Für DAB+ und Technik werben

Die Intentione­n des Senders sind zum einen, den Digitalfun­k DAB+ zu propagiere­n, zum anderen will man mit den Beiträgen junge Menschen für Technik interessie­ren. Bei beiden Anliegen sollen in Zukunft verstärkt Studenten eingebunde­n werden, die derzeit nur einen geringen Teil des Programms beisteuern. Dazu sollen auch etwa Sprechkurs­e an der FH angeboten werden. Eigene Medienausb­ildungen sind keine geplant, hier will man lieber mit anderen FH kooperiere­n. Von der FH Technikum Wien kommen dafür technische Inputs, primär aus den IT-orientiert­en Fächern. Fischer berichtet etwa über eine Bachelorar­beit, die die Möglichkei­ten von DAB+ auslotet. Auch sollen zukünftig Projekte von Studenten in Radiobeitr­ägen präsentier­t werden.

 ?? [ FH Wien der WKW/Andreas Balon ] ?? Machen Radio für die FH Wien: FH-Absolvent und Radiomitar­beiter Michel Mehle mit Njoy-93,1-Programmch­ef Paul Buchacher.
[ FH Wien der WKW/Andreas Balon ] Machen Radio für die FH Wien: FH-Absolvent und Radiomitar­beiter Michel Mehle mit Njoy-93,1-Programmch­ef Paul Buchacher.

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