Reizvoller Reichtum: Luxus lohnt sich wieder
Aktien. Die Lust auf edle Uhren, teure Tücher und kostspielige Handtaschen kehrt nach dem Nachfrageeinbruch 2015 wieder zurück. Davon profitieren entsprechend auch die Luxusaktien.
Wien. Für viele bleibt es beim Blick auf die bunten Abbilder in diversen Gazetten, andere realisieren dann doch den Traum von prunkvollen Uhren oder teuren Tüchern. Jahrelang boomte das Geschäft mit Luxus – und beflügelte auch die Branchenaktien. Vor allem aus China schien die Nachfrage kein Ende zu nehmen, immerhin entdeckte eine wachsende Mittelschicht die Glitzerseiten des neuen Wohlstands. Wobei sich dies nicht nur auf das Inland beschränkte. Gern langten ganze Reisegruppen aus dem Reich der Mitte bei ihren Ausflügen nach Europa oder in die USA kräftig zu.
Den neu gewonnenen Reichtum bekamen auch Anleger zu spüren, etwa jene des französischen Mischkonzerns LVMH, des Parfum- und Modekonzerns Christian Dior (zu dem Marken wie Gucci, Puma und YSL gehören) oder von Diageo (Spirituosen). Bis Anfang 2015, denn dann begannen die Aktienkurse vieler Konzerne aus der Branche nachzugeben. Schuld war eine Reihe an Ereignissen. So begann Chinas Konjunktur einzuknicken, erklärt Jeff Meys, Head of Optimised Portfolio Strategies bei NN Investment Partners aus den Niederlanden. Die Fondsgesellschaft managt den Fonds NN (L) Prestige & Lux, der Titel wie den Modekonzern Estee´ Lauder und den Schweizer Uhrenmacher Financi`ere Richemont un- ter den größten Positionen hält. Immerhin ist China für 40 Prozent der weltweiten Ausgaben für Luxusgüter verantwortlich, sagt Meys. „Zudem machte Chinas Regierung Ernst mit der rigorosen Antikorruptionskampagne.“Damit schwand zunehmend die Lust auf extravagante, kleine Geschenke zum Erhalt der guten Freundschaft.
Kampf gegen Korruption
Schon vor 2015 kam deshalb bei Remy´ Cointreau, dem französischen Hersteller von teuren Tropfen, Katerstimmung auf. Wenig hilfreich waren für die weltweite Luxusbranche auch die schwächelnden Währungen in vielen Schwellenländern sowie die aufflackernde Krim-Krise und die Terroranschläge in Europa.
Doch spätestens seit Herbst 2016 ist die Lust auf Luxus zurückgekehrt, auch an der Börse. „Es scheint, als sei die Talsohle erreicht“, meint GAM-Investmentexpertin Scilla Huang Sun. Sie ist zugleich Fondsmanagerin des zur GAM-Gruppe gehörenden JB-MS-LuxuryBrands-Fonds. Fast die Hälfte des Vermögens entfällt auf Mode- und Schmuckproduzenten, der Grund, weshalb zu den Top-Fondspositionen etwa H`ermes International (bekannt für seine Tücher) sowie der Kosmetikkonzern L’Oreal´ zählen. Dabei verweist Sun auf die signifikante Verbesserung in rele- vanten Schwellenländermärkten. „Dort werteten die Währungen im Vorjahr stark auf, weshalb die Kaufkraft brasilianischer und russischer Reisender wieder erstarkt.“Schließlich genießen nicht nur chinesische Touristen teure Einkaufstouren. Auch das stabile Wirtschaftswachstum in China wirke positiv: „In den nächsten Jahren rechnen wir mit einem Konsumwachstum im hohen einstelligen Bereich“, so Sun. Kein Wunder, dass Luxusunternehmen allein in der zweiten Jahreshälfte 2016 eine Trendwende bei den Umsätzen in China vermeldeten, ein Trend, der sich Sun zufolge fortsetzen dürfte. Der Richtungswechsel schaffe neue Anlagechancen. Es mehrten sich die Anzeichen einer Kehrtwende im Luxusgütersektor. Das stimmt viele Investoren optimistisch. „Die Aktienkurse spiegeln die Stimmungsaufhellung wider, da Analysten erstmals seit Jahren ihre Gewinnprognosen anheben“, betont die GAM-Expertin. Mitte Jänner begann die Berichtssaison, die ersten Meldungen seien ermutigend.
Umsatz und Gewinn steigen
Schon jetzt umfasst der weltweite Markt für Luxusgüter rund 260 Milliarden Dollar. Laut Konsensusschätzungen dürfte das jährliche Umsatzwachstum zwischen 2017 und 2019 bei fünf Prozent liegen, während der Gewinn im Schnitt um elf Prozent zulegen sollte. Angesichts der funkelnden Aussichten kann es sich also durchaus lohnen, einen Teil des Vermögens in den Luxussektor zu diversifizieren.