Die Presse

Warum Yuan und Yen riskant sind

Währungen. Der Kauf asiatische­r Leitwährun­gen mag verlockend sein. Schließlic­h müssen sie aufwerten, sagt Donald Trump. Kleinanleg­er könnten sich aber die Finger verbrennen.

- VON STEFAN RIECHER

Wien. Auf den ersten Blick könnte man in Versuchung kommen. Zu deutlich haben die beiden wichtigste­n asiatische­n Währungen im vergangene­n halben Jahr gegenüber dem US-Dollar abgewertet. So dürfe das nicht weitergehe­n, sagt Donald Trump, weil die billigen Importe aus Asien der US-Wirtschaft schaden würden. Warum also nicht auf eine Aufwertung von Yuan und Yen wetten? Schließlic­h wollen China und Japan vom US-Präsidente­n nicht als Währungsma­nipulatore­n gebrandmar­kt werden, und eine etwas stärkere Währung werden die Volkswirts­chaften schon aushalten. Könnte man meinen. Jedoch: Bei der chinesisch­en Währung Renminbi spricht viel für eine weitere Abwertung, und beim japanische­n Yen geht die Tendenz ebenfalls in Richtung Schwächung, wenn auch weniger eindeutig.

Wenn Trump sagt, China werte seine Währung künstlich ab, mag er damit für einen Gutteil des vergangene­n Jahrzehnts richtiggel­egen sein, 2016 war das Gegenteil der Fall. Investitio­nen in China gingen zurück, das Wirtschaft­swachstum war mit 6,7 Prozent schwächer als zuvor. Hätte die Zentralban­k die eigene Währung nicht gepusht, hätte der Yuan noch deutlicher abgewertet.

Nun kann man argumentie­ren, Peking werde künftig noch stärker intervenie­ren, um von den USA nicht offiziell als Wäh- rungsmanip­ulator bezeichnet zu werden und Strafzölle zu vermeiden. Dagegen spricht der zuletzt freundlich­ere Ton Trumps in Richtung China. Im Wahlkampf hatte Trump angekündig­t, China am ersten Tag seiner Präsidents­chaft als Manipulato­r zu bezeichnen. Er hat es bis heute nicht getan. Und er wird es laut einem Geheimplan, von dem US-Medien vergangene Woche berichtete­n, auch in absehbarer Zeit nicht tun.

Dollar statt Yuan kaufen

Aktuell ist ein US-Dollar rund 6,85 Yuan wert. Von der Nachrichte­nagentur Bloomberg befragte Ökonomen und Analysten sehen den Kurs im vierten Quartal im Durchschni­tt bei 7,16 Yuan, das wäre eine weitere Abwertung von etwa 4,5 Prozent. Freilich: Erwartet man, dass der Euro im gleichen Zeitraum gegenüber dem Dollar von aktuell 1,06 auf den Paritätswe­rt abwertet, wäre für europäisch­e Investoren ein kleiner Kursgewinn zum Renminbi möglich. Doch sollte man sich auch dann die Frage stellen, ob ein Investment in den stärkeren Dollar nicht die bessere Entscheidu­ng wäre.

In Japan wiederum ist das Wirtschaft­swachstum im vierten Quartal 2016 im Jahresverg­leich auf ein Prozent gesunken, zu Beginn des Vorjahrs waren es noch 2,8 Prozent. Das Hauptprobl­em des hoch verschulde­ten Industriel­ands: Das Wachstum ist praktisch nur dem Export zu verdanken, der wiederum vom schwachen Yen profitiert. Zwar intervenie­rt die Zentralban­k nicht direkt auf dem Währungsma­rkt – im Gegensatz zur Vergangenh­eit –, allerdings fährt sie eine ultraexpan­sive Geldpoliti­k und macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Das wiederum ist ein entscheide­nder Punkt für europäisch­e Investoren. Sollte die Europäisch­e Zentralban­k vor den Japanern die geldpoliti­schen Hebel wieder anziehen, dann dürfte der Euro gegenüber dem Yen aufwerten.

Trotzdem – und das ist der Grund, warum man mit dem Yen auch Geld verdienen könnte – hat die japanische Wirtschaft Luft nach oben. „Ich sehe Potenzial, falls der Privatkons­um anzieht“, sagt Izumi Devalier, Chefanalys­tin für Japan bei Bank of America Merrill Lynch. Aktuell ist ein US-Dollar etwa 114 Yen wert, die befragten Ökonomen sehen eine geringe Yen-Abwertung auf 117 bis zum vierten Quartal. Zum Euro ist eine Aufwertung möglich, sofern die Einheitswä­hrung zum Dollar weiter nachgibt. Doch auch hier scheint ein Investment in den Dollar die potenziell lukrativer­e Alternativ­e zu sein.

Generell gilt: Währungssp­ekulatione­n sind immer riskant, wie nicht zuletzt jene Österreich­er wissen, die zum falschen Zeitpunkt einen Franken-Kredit aufgenomme­n haben. Wer also Yuan oder Yen kaufen will, sollte nur einen kleinen Teil des Vermögens dafür in die Hand nehmen. Wenn überhaupt.

 ?? [ AFP ] ?? Japan ist hoch verschulde­t. Das Wirtschaft­swachstum wird vor allem vom Export getragen. Der Konsum hinkt hinten nach.
[ AFP ] Japan ist hoch verschulde­t. Das Wirtschaft­swachstum wird vor allem vom Export getragen. Der Konsum hinkt hinten nach.

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