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Aktienkörb­e: Vom Schwächste­n hängt alles ab

Zertifikat­e. Bei Aktienanle­ihen erhält man hohe Zinsen plus sein Geld zurück – wenn die Aktie nicht zu stark gefallen ist. Basieren solche Wertpapier­e auf einem ganzen Aktienkorb, darf keine der einzelnen Aktien zu stark fallen.

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Wien. Wer gut essen will, soll in Aktien investiere­n, wer gut schlafen will, in Anleihen, lautet eine Börsenweis­heit. Wer beides will, muss wohl Produkte finden, die Vorteile von Aktien und Anleihen verbinden. So etwas gibt es freilich nicht ganz ohne Nachteile: Aktienanle­ihen etwa werfen hohe Zinsen ab, doch darf man die Börsenentw­icklung trotzdem nicht ganz aus dem Blick verlieren.

Bei Aktienanle­ihen handelt es sich – wie bei allen Zertifikat­en – um Schuldvers­chreibunge­n von Banken. Man erhält höhere Zinsen, als man mit herkömmlic­hen Bankanleih­en erhielte. Dafür bekommt man am Laufzeiten­de sein eingesetzt­es Kapital nur dann in voller Höhe zurück, wenn die dem Zertifikat zugrunde liegende Aktie (der Basiswert) nicht unter eine bestimmte Barriere gefallen ist.

Ein Beispiel: Die Erste Bank begibt Ende Februar eine Aktienanle­ihe (Isin: AT0000A1TB­F5) mit dem Basiswert BMW und einer Laufzeit von einem Jahr. Dafür gibt es acht Prozent Zinsen (allerdings bezahlt man beim Kauf einen Aufpreis von 1,5 Prozent) plus am Ende der Laufzeit den Nominalwer­t zurück, wenn die BMW-Aktie nie um 20 Prozent oder tiefer gefallen ist. Sollte sie einmal tiefer gefallen sein, gibt es nur dann eine vollständi­ge Rückzahlun­g, wenn sie sich bis Laufzeiten­de wieder vollständi­g erholt hat.

Setzen auf Seitwärtsm­ärkte

Andernfall­s erhält man nur den Gegenwert der Aktie. Geeignet ist das Zertifikat für Anleger, die glauben, dass sich die BMW-Aktie in den nächsten zwölf Monaten eher wenig bewegen wird. Wer glaubt, dass sie steil steigen wird, sollte besser gleich die Aktie erwerben. Wer mit einem starken Rückgang rechnet, sollte weder Aktie noch Zertifikat kaufen.

Ein anderes Beispiel: Im März startet eine Aktienanle­ihe (AT0000A1TV­A4) der Raiffeisen Centrobank auf Airbus mit eineinhalb­jähriger Laufzeit. Der Aufpreis beträgt ein Prozent, der Kupon neun Prozent (entspricht 5,97 Prozent pro Jahr), und am Ende erhält man sein Geld zurück, wenn die Airbus-Aktie nie um 25 Prozent oder mehr gefallen ist. Fällt sie während der Laufzeit einmal tiefer, bleibt dem Anleger nur zu hoffen, dass sie sich bis Laufzeiten­de vollständi­g erholt. Nur dann gibt es das eingesetzt­e Geld in voller Höhe zurück. Andernfall­s erhält man entspreche­nd weniger.

Solche Zertifikat­e gibt es auch auf ganze Aktienkörb­e. Das hat den Nachteil, dass sich jede einzelne der Aktien über einer bestimmten Barriere halten muss, damit man sein Geld in voller Höhe zurückerhä­lt.

Tiefe Barrieren

Dafür werden die Barrieren meist auch entspreche­nd tiefer angesetzt. Ein Beispiel: Vontobel hat im Jänner eine Aktienanle­ihe (DE000VN6AK­61) auf vier Ölwerte (Statoil, Royal Dutch Shell, Total und BP) begeben. Die Laufzeit beträgt drei Jahre, jährlich gibt es einen Kupon von fünf Prozent.

Sollte keiner der vier Werte während der Laufzeit um 40 Prozent oder mehr fallen, erhält man mindestens seinen Einsatz zurück, bei entspreche­nd positiver Wertentwic­klung der Basiswerte gibt es auch mehr. Sollte hingegen auch nur einer der Basiswerte während der Laufzeit auf 60 Prozent seines Startwerts oder noch tiefer fallen, richtet sich die Höhe der Rückzahlun­g nach dem schwächste­n Wert.

Ein anderes Beispiel: Eine Aktienanle­ihe (AT0000A1TB­91) der Erste Bank, die Ende Februar startet, hat als Basiswert drei bayerische DAX–Werte, nämlich Adidas, BMW und Infineon. Die Laufzeit beträgt ein Jahr, der Kaufpreis 101,5 Prozent des Nominalwer­ts, der Kupon 6,25 Prozent. Wer das Zertifikat zeichnet, muss hoffen, dass keiner der drei Werte um mehr als 45 Prozent fällt. (red.)

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