Die Philharmoniker dürfen auch singen
Mit „Time Recycling“kommt auch Zeitgenössisches mit nach New York.
Wie lassen sich persönliche Entwicklung und Universum in Beziehung setzen? Dieser Frage stellt sich Rene´ Staar in seinem Orchesterwerk „Time Recycling“. Darin findet sich auch viel von der subjektiven Hörerfahrung des Komponisten. Denn bis vor Kurzem wirkte er als Primgeiger der Wiener Philharmoniker. Sie haben auch dieses Werk in Auftrag gegeben, unter Semyon Bychkov im Musikverein 2014 uraufgeführt, unter Gustavo Dudamel in Salzburg, in Grafenegg und Japan nachgespielt. Jetzt haben sie sich das Werk als zeitgenössischen Beitrag für ihre drei Auftritte in der Carnegie Hall ausgesucht.
Franz Welser-Möst ist der dritte Dirigent, mit dem das Orchester das vierteilige Orchestertableau mit Choral- und BerceuseAnklängen und einer Aufforderung an die Musiker, kurz auch ihre vokalen Möglichkeiten mit einer Vocalise zu zeigen, realisiert. So ernst und erhaben die komplexe Partitur anhebt, so schwungvoll, geradezu pointiert-witzig und zündend-rhythmisch erweist sie sich bald – ein Stück, das einen Klangkörper im besten Licht erscheinen lässt. Vorausgesetzt, man weiß Höhepunkte so klug anzusteuern, klangliche Valeurs so differenziert darzustellen und mit solcher Spiellaune zu punkten, wie die von Welser-Möst mit viel Akribie geführten Philharmoniker bei ihrem fünften Abonnementkonzert.
Mit derselben Transparenz, Brillanz und gestalterischen Raffinesse widmeten sie sich dann Richard Strauss’ „Heldenleben“. Mit vielen plastisch formulierten Details, glänzend gelungenen Bläserpassagen und Volkhard Steude als mehr als nur meisterhaft exakt agierendem Violinsolisten. Kultivierte Eleganz strahlte das Eingangsstück aus: Schuberts auch als „Rosamunde“-Ouvertüre bekannte „Zauberharfe“-Ouvertüre. Schuberts „Große C-Dur-Symphonie“und Schönbergs „Verklärte Nacht“bilden das dritte für die AmerikaTournee vorbereitete Programm. Zu hören am Dienstag, wiederum im Musikverein.