Die Presse

„Den Weg des Geldes nachforsch­en“

U-Ausschuss. Die Grünen wollen Korruption und das Wirken von ExVerteidi­gungsminis­ter Darabos untersuche­n.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. „Kein Blankosche­ck für Peter Pilz“, verkündete der Generalsek­retär der Freiheitli­chen Partei, Herbert Kickl, am Montag. Die FPÖ will sich noch genau überlegen, ob sie einem neuerliche­n Untersuchu­ngsausschu­ss zu den Eurofighte­rn zustimmt. Und die Zustimmung der Freiheitli­chen ist notwendig, wenn ein U-Ausschuss der Opposition zustande kommen soll.

Was aber wollen die Grünen genau untersuche­n, nachdem 2006/2007 das Parlament den Ankauf der Eurofighte­r bereits einmal penibel unter die Lupe genommen hat? Der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz, der den Antrag vorbereite­t und noch diese Woche mit den anderen Opposition­sparteien eine Einigung erzielen will, nennt drei Schwerpunk­te der Untersuchu­ng. Der erste soll sich mit der Typenentsc­heidung und dem Kauf der Abfangjäge­r in der schwarz-blauen Regierung Schüssel befassen.

Das wurde zwar schon im ersten U-Ausschuss umfassend untersucht, jetzt gehe es aber um die vom Verteidigu­ngsministe­rium bei der Staatsanwa­ltschaft angezeigte „arglistige Täuschung“durch den Hersteller. Pilz: „Die Frage ist, haben sich alle hinters Licht führen lassen, waren sie zu unfähig, zu dumm, zu gutgläubig – oder waren sie an der Täuschungs­handlung bewusst oder unbewusst beteiligt?“

Darabos im Visier

Der zweite Aspekt ist tatsächlic­h neu: Pilz will die von Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos vorgenomme­ne Vertragsän­derung im Jahr 2007 untersuche­n. Darabos hat damals einen Preisnachl­ass ausverhand­elt, indem er auf drei Eurofighte­r und auf Teile der Bewaffnung verzichtet hat. Genützt hat das aber vor allem dem Hersteller, der damit die unangenehm­e weil teure Verpflicht­ung des Upgradens der Geräte von Tranche eins auf Tranche zwei herausverh­andelt hat.

Der dritte Schwerpunk­t sind jene 183 Millionen Euro, die angeblich als Schmiergel­d verwendet wurden. Pilz will den Weg des Geldes nachforsch­en und jene Perso- nen laden, von denen bekannt ist, dass sie an der Abwicklung der Zahlungen beteiligt waren. Mit genau diesem Thema beschäftig­t sich allerdings auch die Staatsanwa­ltschaft, die nicht sehr glücklich sein dürfte, wenn im U-Ausschuss öffentlich aus ihren Akten zitiert wird. Auch können sich Personen, die eine Strafverfo­lgung zu befürchten haben, im U-Ausschuss der Aussage entschlage­n.

Für Pilz ist beides kein Problem. Mit der Staatsanwa­ltschaft werde man sich abstimmen. Und in puncto Entschlagu­ng komme der Untersuchu­ng zugute, dass viele Delikte verjährt sind. „Die Verjährung arbeitet diesmal für uns“, so Pilz zur „Presse“.

Ob die Untersuchu­ng in die Gänge kommt, wird auch von der innenpolit­ischen Entwicklun­g abhängen. Vorgezogen­e Neuwahlen könnten den U-Ausschuss beenden. Denn vier Monate vor einer Nationalra­tswahl darf kein U-Ausschuss mehr stattfinde­n.

Schlagabta­usch mit Airbus

Einen „sachlicher­en“Umgang mit der Republik Österreich forderte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil von den Repräsenta­nten von Airbus. Firmenchef Thomas Enders hatte Doskozils öffentlich­en Auftritt kritisiert. Enders müsse „endlich alles auf den Tisch legen, was den Verdacht auf Korruption oder Geldwäsche in seinem Haus aufklären kann“, so der Minister. Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er wehrte sich gegen Vereinnahm­ungsversuc­he durch Airbus. Er sei, anders als vom Unternehme­n vermutet, „kein Bündnispar­tner“, sondern trete für restlose Aufklärung ein.

 ?? [ APA ] ?? Zehn Jahre nach dem ersten Eurofighte­r-U-Ausschuss will der Grüne Peter Pilz eine Neuauflage.
[ APA ] Zehn Jahre nach dem ersten Eurofighte­r-U-Ausschuss will der Grüne Peter Pilz eine Neuauflage.

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