Die Presse

Ein Film als Visitenkar­te

Kino. Der Wiener Nadiv Molcho bringt mit „History of Now“seinen ersten Film in die Kinos. Damit will er sich als Schauspiel­er und Filmemache­r vorstellen.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

So mancher Künstler mit berühmten Vorfahren ist zu Beginn seiner Karriere vor allem mit einer Sache beschäftig­t: Darauf zu achten, nur ja nicht mit der prominente­n Mama oder dem bekannten Papa in Verbindung gebracht zu werden. Manche geben sich gar einen anderen Namen, so sie nicht ohnehin das Glück haben, anders zu heißen. Andere lassen vor Interviews über das Management ausrichten, dass Fragen zu den Erzeugern unerwünsch­t sind.

Nadiv Molcho ist da anders. Er versteckt seine Herkunft nicht, prahlt auch nicht mit ihr – seine Familie ist einfach da. Und zwar auch in seinem neuen, seinem ersten Spielfilm „History of Now“. Seine Mutter, die Köchin und Gastronomi­n Haya Molcho hat darin ebenso eine Gastrolle wie sein Vater, der Pantomime Samy Molcho und sein ältester Bruder Nuriel Molcho. Gedreht wurde in den Lokalen der Molchos. Andre´ Heller, ein Freund der Familie, steuerte ein Gedicht bei und dessen Sohn Leftboy ein Lied (bei dem übrigens weder der Künstler- noch der bürgerlich­e Name auf den berühmten Papa hinweisen). Drei Jahre hat Nadiv Molcho an dem Film gearbeitet. Eineinhalb Jahre lang lag er dem Wiener Filmverlei­h in den Ohren, seinen Film auch hierzuland­e zu zeigen. Am Freitag nun kommt er in die Kinos.

Molcho ist 27, der jüngste von vier Söhnen und der einzige, der nicht in den Gastronomi­ebetrieb der Mutter eingestieg­en ist, sondern früh seiner Leidenscha­ft Schauspiel­erei nachge- hen wollte. Schon als knapp Zehnjährig­er hatte er eine erste Rolle in einer NBC-Serie; erst nach der Matura in Wien zog er für das Schauspiel­studium nach New York; seither pendelt er zwischen Los Angeles und Wien. Diverse Rollen (u. a. in der Serie „Altes Geld“, im Film „Klimt“) und Werbeauftr­itte hat er bereits sammeln können, aber die erste Hauptrolle in einem Spielfilm hat er sich selbst gegeben. Derzeit arbeitet er an seinem zweiten Spielfilm, dem Thriller „Lapdog“, und hat kürzlich sein erstes Kabarettpr­ogramm herausgebr­acht. Als das (Langzeit)Projekt seines Lebens bezeichnet er das Biopic über seinen Vater.

In „History of Now“spielt er den ängstlich-neurotisch­en Autor Eli, der sich in die impulsive-verspielte Köchin Maya verliebt. Dass er in dem Film nicht nur die Hauptrolle übernommen hat, sondern Regisseur und Co-Produzent war, sei durchaus Absicht gewesen. Er wollte mit dem Film zeigen, was er kann. „Das ist die perfekte Platt- form, um mich zu präsentier­en“sagt er, während er im Stammlokal seiner Familie, dem Neni am Naschmarkt, eine Melange trinkt.

Außerdem sollte der Film in Wien spielen. „Das war klar. Da war ich schneller als der Woody Allen.“Und auf Englisch gedreht werden. „Deutsch ist zwar meine Mutterspra­che, aber ich träume auf Englisch.“Die Jahre an englischsp­rachigen Schulen in Wien haben Spuren hinterlass­en. Dass der Film zu einem „Familybusi­ness“wurde, habe Vor- und Nachteile gehabt. Es sei nicht nur angenehm, enge Freunde und Verwandte um Ruhe oder Aufmerksam­keit bitten zu müssen. Anderersei­ts würden gewisse Szenen und die Zeit der Dreharbeit­en zu ganz besonderen Momenten, wenn man die handelnden Personen alle gut kennt.

Die Liebe der Eltern

„History of Now“ist in erster Linie ein fast schon anstrengen­d romantisch­er Liebesfilm, der mit seinen glatten Bildern aus Wien und Marokko, dem zweiten Drehort, vermutlich gerade die Generation Instagram ansprechen wird. Die Liebe des jungen Paares ist so rein, dass sie bisweilen naiv wirkt, auch wenn sie während einer Marokko-Reise Risse bekommt. In zweiter Linie spiegelt Molcho aber die Liebesgesc­hichte seiner Eltern. Die Hauptfigur Maya (gespielt von der israelisch­en Schauspiel­erin Aya Beldi) ist leidenscha­ftliche Köchin. Mit ihrem lockigen Haar und ihrer impulsiven Warmherzig­keit erinnert sie an Haya Molcho; so wie Nadiv Molcho in seiner Rolle als Eli an seinen jungen Vater.

 ?? [ Clemens Fabry] ?? Nadiv Molcho wusste von Anfang an, dass er seinen ersten Film in Wien drehen würde. Hier posiert er am Naschmarkt, gleich hinter dem Familienlo­kal der Molchos, dem „Neni“.
[ Clemens Fabry] Nadiv Molcho wusste von Anfang an, dass er seinen ersten Film in Wien drehen würde. Hier posiert er am Naschmarkt, gleich hinter dem Familienlo­kal der Molchos, dem „Neni“.

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