Die Presse

Frankreich im Aufschwung

EU. Die Wirtschaft­saussichte­n sind in Frankreich zum ersten Mal seit 2012 besser als in Deutschlan­d. Die Wirtschaft­streibende­n der ganzen Eurozone blicken optimistis­cher in die Zukunft. Die EZB wird an ihrer Geldpoliti­k festhalten.

-

Wirtschaft. Die Wirtschaft­saussichte­n sind für heuer in Frankreich zum ersten Mal seit 2012 besser als in Deutschlan­d. „Die Eurozone hat im Februar einen Gang hochgescha­ltet“, sagt der Chefvolksw­irt Chris Williamson.

Wien/Berlin/Paris. Es ist eine Überraschu­ng: Die wirtschaft­lichen Aktivitäte­n sind in der Eurozone zuletzt viel stärker gewachsen als erwartet. Voran geht ausgerechn­et das Sorgenkind Frankreich. Der Einkaufsma­nagerindex von IHS Markit ist für Frankreich von 54,1 auf 56,2 Punkte gestiegen. Ein Wert über 50 zeigt eine positive Grundstimm­ung in der Wirtschaft an.

Für den Index werden Manager in ganz Europa über ihre Zukunftsau­ssichten befragt. Für Frankreich war sogar ein fallender Einkaufsma­nager-Index erwartet worden. Stattdesse­n liegt Frankreich erstmals seit 2012 sogar besser als Deutschlan­d.

Aber auch dort konnte der neueste Einkaufsma­nagerindex positiv überrasche­n. Dieser steht nun bei 56,1. Im Jänner wurden noch 54,8 gemessen. Die Deutsche Wirtschaft ist in den letzten drei Monaten des Jahres 2016 um 0,4 Prozent gewachsen.

Inflation in Deutschlan­d

Für das erste Quartal 2017 erwartet Markit in Deutschlan­d und Frankreich ein Wachstum von 0,6 bis 0,7 Prozent. In Frankreich ist der Dienstleis­tungssekto­r besonders stark, während der Aufschwung in Deutschlan­d von der produziere­nden Industrie getragen wird.

„Die Wiederbele­bung Frankreich­s weist auf eine dringend benötigte Verbreiter­ung des Aufschwung­s in der Eurozone hin und darauf, dass dieser immer stärker selbsttrag­end wird“, sagte Chris Williamson, der Chefökonom von IHS Markit am Dienstag. In der Eurozone soll es im ersten Quartal ein Wirtschaft­swachstum von insgesamt 0,6 Prozent geben. Im Windschatt­en der positiven Zahlen aus den beiden wichtigen Volkswirts­chaften Mitteleuro­pas fällt auch der Einkaufsma­nagerindex für die ganze Eurozone besonders gut aus. Der ist im Jänner von 54,4 auf 56 gestiegen – statt wie erwartet auf 54,3 zu fallen.

„Die Europäisch­e Zentralban­k wird sich über die Anzeichen eines robusteren Aufschwung­s sicherlich freuen“, sagte Chris Williamson. „Aber die Notenbanke­r werden zweifellos weiterhin besorgt sein ob der Brexit-Risken für das Wirtschaft­sklima in diesem Jahr.“

Die EZB hat sich festgelegt, ihre umstritten­en Anleihenkä­ufe bis mindestens Ende dieses Jahres fortzusetz­en, um den immer robusteren Aufschwung in der Euro- zone nicht zu gefährden – und weiter zu unterstütz­en. Weil aber eine besser laufende Wirtschaft auch zu einem stärkeren Inflations­druck führt, wird vor allem aus Deutschlan­d wieder Kritik an der EZB kommen.

Erst recht, da Frankreich und Deutschlan­d unterschie­dliche Preisstruk­turen aufweisen. So sind die Kosten für Material und Rohstoffe zuletzt gestiegen, aber diese Preissteig­erungen wurden in Frankreich nicht an die Konsumente­n weitergege­ben. Anders in Deutschlan­d, wo der Aufschwung auch schon zu einer merklich höheren Teuerung geführt hat. Nichtsdest­otrotz: EZB-Chef Mario Draghi hat zuletzt mehrmals darauf hingewiese­n, dass weitere monetäre Stimuli durch die Notenbank nötig wären. (jil)

Newspapers in German

Newspapers from Austria