Damit Elektroautos Fahrt aufnehmen
E-Mobilität. Auch wenn erst wenige E–Mobile auf heimischen Straßen unterwegs sind, widmen sich gleich mehrer Fachhochschulen dem Zukunftsthema. Die einschlägigen Masterstudien beleuchten das Feld aus verschiedenen Blickwinkeln.
Eine fundierte Ausbildung von Fachkräften an den österreichischen Hochschulen soll die Basis dafür legen, dass E-Mobilität weiter verbessert und von den Kunden angenommen wird. Denn Fahrzeuge mit Alternativantrieb sind in Österreich bisher noch nicht so recht in die Gänge gekommen: Von den rund 4,8 Millionen Pkw, die laut Statistik Austria in der Alpenrepublik zugelassen sind, fahren weniger als 100.000 (teilweise) mit Strom. Um E-Mobilität zu unterstützen, geben die FHs ganz schön Gas. In mehreren Masterstudien rund um E-Mobilität wird das nötige Wissen vermittelt: An der FH Campus Wien läuft derzeit der erste Jahrgang des „Green Mobility“-Studiums, an der privaten New Design University (NDU) in St. Pölten gibt es „E-Mobility & Energy Management“, die FH Kärnten in Villach fährt mit „Electrical Energy & Mobility Systems“auf. Die FH Joanneum in Graz steuert im Rahmen von „Automotive Engineering“ebenfalls einen Schwerpunkt E-Mobility an, und die FH Oberösterreich in Wels macht im Rahmen von „Ökoenergietechnik“für umweltfreundliches Fahren mobil.
Knackpunkte für Akzeptanz
Drei Bereiche sind es, die die Attraktivität von Elektrofahrzeugen bestimmen und von deren Optimierung man sich eine größere Akzeptanz bei den Kunden erhofft. In diesen Bereichen setzen die Fachhochschulen Schwerpunkte von Forschung und Lehre.
Da ist zum einen die Entwicklung verbesserter alternativer Antriebssysteme. „Konfiguration und Regelungstechnik spielen dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Winfried Egger, Studiengangsleiter in Villach. Zweiter Punkt ist der Aufbau einer intelligenten Lade-Infrastruktur. „Das bedeutet unter anderem einen optimierten Datenaustausch zwischen Stationen und Autos, so Edin Mulasalihovic von der NDU. Darüber hinaus soll – möglichst aus erneuerbaren Energiequellen produzierter – Strom genau dann zur Verfügung stehen, wenn er gebraucht wird. Ein Forschungsprojekt der FH in Wels befasst sich genau damit. Drittens wird an E-Fahrzeugen die gemeinhin geringe Reichweite kritisiert. Hier sollen die Studierenden dazu befähigt werden, Batterie-Technologien zu verbessern und neue mobile Speichersysteme zu entwerfen.
Ganzheitliche Betrachtung
Der von Andreas Petz geleitete berufsbegleitende Studiengang „Green Mobility“an der FH Campus Wien, der im Herbst sein RollOut erlebte, sieht sich in der Pole Position, wenn es um eine „ganzheitliche Betrachtung“des Themas E-Mobility geht. Neben den technischen Aspekten, bei denen der Fokus auf dem zweispurigen Individualverkehr liegt, erwerben die Studierenden hier Know-how in rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragestellungen. Der ebenfalls berufsbegleitende, aber frei finanzierte Studiengang an der NDU hat diese Fächer ebenfalls auf dem Lehrplan.
Die Studierenden in Wien und St. Pölten sind zum überwiegenden Teil bereits in der Automobilindustrie tätig und bringen von dort das für alle Masterstudien im Bereich E-Mobility erforderliche Vorwissen in Sachen Elektrotechnik und Mechatronik mit. Grundlegende Management-Kenntnisse sind von Vorteil. Petz sieht in der E-Mobilität eine große Chance für die heimische Wirtschaft, zumal die österreichische Industrie zu den bedeutenden Playern im Zulieferbereich zählt. Absolventen der „Green Mobility“haben die Chance, dort Spitzenpositionen zu belegen oder in der Verwaltung sowie im Dienstleistungsbereich, etwa bei Autofahrerklubs, unterzukommen.
Bei „E-Mobility & Energy Management“in St. Pölten kann man sich nach zwei Basis-Semestern auf Elektromobilität spezialisieren. Rund 15 Absolventen jährlich schaffen seit 2014 den Abschluss und sind laut Leiter Mulasalihovic unter anderem als selbstständige Berater – etwa bei Unternehmen, die den Ankauf einer E-FahrzeugFlotte überlegen – tätig. Je nach Studienschwerpunkt kommen die fertigen Master auch als Planer oder Entwickler unter und sind in der Lage, Zertifizierungen nach dem Energieaudit durchzuführen.
Bereits vor neun Jahren startete die FH Kärnten in Villach das Vollzeit-Studium Electrical Energy & Mobility Systems, das nach vier Semestern mit dem „Master of Science in Engineering“abgeschlossen wird. Studiengangsleiter Egger: „Während dieses ,Breitbandstudiums’ werden Querschnittsthemen präsentiert, die Vertiefung und Spezialisierung erfolgt bei der abschließenden Masterarbeit.“Egger sieht seine Absolventen an der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Produktion. „Sie sind in der Lage, Projekte zu koordinieren. Sie sind nicht in der Grundlagenforschung tätig, sondern in der Implementierung.“
An der FH Joanneum in Graz sieht man Nachhaltigkeit als „wesentliches Kriterium der angewandten Forschung“und vermittelt daher im Rahmen des VollzeitMasterstudiums „Automotive Engineering“schwerpunktmäßig nachhaltige Mobilität und innovative Konzepte der Fahrzeugtechnik. Das Studium kombiniert dabei technisches Know-how und Management-Fähigkeiten.
Vielfältiges Wissen rund um Technologien zur umweltfreundlichen Nutzung erneuerbarer Energiequellen vermittelt schließlich der Studiengang „Ökoenergietechnik“der FH Oberösterreich in Wels. E-Mobility ist ein Teilbereich, in dem man einige Forschungsprojekte vorweisen kann. „Bei der Ausbildung wird besonderer Wert auf die Vermittlung der Zusammenhänge zwischen Natur, Technik, Ökonomie und Ökologie gelegt“, heißt es seitens der FH. Typische Berufe, in denen Absolventen unterkommen, sind Energieberater, Forschungsmitarbeiter oder Projektmanager.