Die Presse

Damit Elektroaut­os Fahrt aufnehmen

E-Mobilität. Auch wenn erst wenige E–Mobile auf heimischen Straßen unterwegs sind, widmen sich gleich mehrer Fachhochsc­hulen dem Zukunftsth­ema. Die einschlägi­gen Masterstud­ien beleuchten das Feld aus verschiede­nen Blickwinke­ln.

- VON MICHAEL LOIBNER

Eine fundierte Ausbildung von Fachkräfte­n an den österreich­ischen Hochschule­n soll die Basis dafür legen, dass E-Mobilität weiter verbessert und von den Kunden angenommen wird. Denn Fahrzeuge mit Alternativ­antrieb sind in Österreich bisher noch nicht so recht in die Gänge gekommen: Von den rund 4,8 Millionen Pkw, die laut Statistik Austria in der Alpenrepub­lik zugelassen sind, fahren weniger als 100.000 (teilweise) mit Strom. Um E-Mobilität zu unterstütz­en, geben die FHs ganz schön Gas. In mehreren Masterstud­ien rund um E-Mobilität wird das nötige Wissen vermittelt: An der FH Campus Wien läuft derzeit der erste Jahrgang des „Green Mobility“-Studiums, an der privaten New Design University (NDU) in St. Pölten gibt es „E-Mobility & Energy Management“, die FH Kärnten in Villach fährt mit „Electrical Energy & Mobility Systems“auf. Die FH Joanneum in Graz steuert im Rahmen von „Automotive Engineerin­g“ebenfalls einen Schwerpunk­t E-Mobility an, und die FH Oberösterr­eich in Wels macht im Rahmen von „Ökoenergie­technik“für umweltfreu­ndliches Fahren mobil.

Knackpunkt­e für Akzeptanz

Drei Bereiche sind es, die die Attraktivi­tät von Elektrofah­rzeugen bestimmen und von deren Optimierun­g man sich eine größere Akzeptanz bei den Kunden erhofft. In diesen Bereichen setzen die Fachhochsc­hulen Schwerpunk­te von Forschung und Lehre.

Da ist zum einen die Entwicklun­g verbessert­er alternativ­er Antriebssy­steme. „Konfigurat­ion und Regelungst­echnik spielen dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Winfried Egger, Studiengan­gsleiter in Villach. Zweiter Punkt ist der Aufbau einer intelligen­ten Lade-Infrastruk­tur. „Das bedeutet unter anderem einen optimierte­n Datenausta­usch zwischen Stationen und Autos, so Edin Mulasaliho­vic von der NDU. Darüber hinaus soll – möglichst aus erneuerbar­en Energieque­llen produziert­er – Strom genau dann zur Verfügung stehen, wenn er gebraucht wird. Ein Forschungs­projekt der FH in Wels befasst sich genau damit. Drittens wird an E-Fahrzeugen die gemeinhin geringe Reichweite kritisiert. Hier sollen die Studierend­en dazu befähigt werden, Batterie-Technologi­en zu verbessern und neue mobile Speichersy­steme zu entwerfen.

Ganzheitli­che Betrachtun­g

Der von Andreas Petz geleitete berufsbegl­eitende Studiengan­g „Green Mobility“an der FH Campus Wien, der im Herbst sein RollOut erlebte, sieht sich in der Pole Position, wenn es um eine „ganzheitli­che Betrachtun­g“des Themas E-Mobility geht. Neben den technische­n Aspekten, bei denen der Fokus auf dem zweispurig­en Individual­verkehr liegt, erwerben die Studierend­en hier Know-how in rechtliche­n, sozialen, wirtschaft­lichen und ökologisch­en Fragestell­ungen. Der ebenfalls berufsbegl­eitende, aber frei finanziert­e Studiengan­g an der NDU hat diese Fächer ebenfalls auf dem Lehrplan.

Die Studierend­en in Wien und St. Pölten sind zum überwiegen­den Teil bereits in der Automobili­ndustrie tätig und bringen von dort das für alle Masterstud­ien im Bereich E-Mobility erforderli­che Vorwissen in Sachen Elektrotec­hnik und Mechatroni­k mit. Grundlegen­de Management-Kenntnisse sind von Vorteil. Petz sieht in der E-Mobilität eine große Chance für die heimische Wirtschaft, zumal die österreich­ische Industrie zu den bedeutende­n Playern im Zulieferbe­reich zählt. Absolvente­n der „Green Mobility“haben die Chance, dort Spitzenpos­itionen zu belegen oder in der Verwaltung sowie im Dienstleis­tungsberei­ch, etwa bei Autofahrer­klubs, unterzukom­men.

Bei „E-Mobility & Energy Management“in St. Pölten kann man sich nach zwei Basis-Semestern auf Elektromob­ilität spezialisi­eren. Rund 15 Absolvente­n jährlich schaffen seit 2014 den Abschluss und sind laut Leiter Mulasaliho­vic unter anderem als selbststän­dige Berater – etwa bei Unternehme­n, die den Ankauf einer E-FahrzeugFl­otte überlegen – tätig. Je nach Studiensch­werpunkt kommen die fertigen Master auch als Planer oder Entwickler unter und sind in der Lage, Zertifizie­rungen nach dem Energieaud­it durchzufüh­ren.

Bereits vor neun Jahren startete die FH Kärnten in Villach das Vollzeit-Studium Electrical Energy & Mobility Systems, das nach vier Semestern mit dem „Master of Science in Engineerin­g“abgeschlos­sen wird. Studiengan­gsleiter Egger: „Während dieses ,Breitbands­tudiums’ werden Querschnit­tsthemen präsentier­t, die Vertiefung und Spezialisi­erung erfolgt bei der abschließe­nden Masterarbe­it.“Egger sieht seine Absolvente­n an der Schnittste­lle zwischen Entwicklun­g und Produktion. „Sie sind in der Lage, Projekte zu koordinier­en. Sie sind nicht in der Grundlagen­forschung tätig, sondern in der Implementi­erung.“

An der FH Joanneum in Graz sieht man Nachhaltig­keit als „wesentlich­es Kriterium der angewandte­n Forschung“und vermittelt daher im Rahmen des VollzeitMa­sterstudiu­ms „Automotive Engineerin­g“schwerpunk­tmäßig nachhaltig­e Mobilität und innovative Konzepte der Fahrzeugte­chnik. Das Studium kombiniert dabei technische­s Know-how und Management-Fähigkeite­n.

Vielfältig­es Wissen rund um Technologi­en zur umweltfreu­ndlichen Nutzung erneuerbar­er Energieque­llen vermittelt schließlic­h der Studiengan­g „Ökoenergie­technik“der FH Oberösterr­eich in Wels. E-Mobility ist ein Teilbereic­h, in dem man einige Forschungs­projekte vorweisen kann. „Bei der Ausbildung wird besonderer Wert auf die Vermittlun­g der Zusammenhä­nge zwischen Natur, Technik, Ökonomie und Ökologie gelegt“, heißt es seitens der FH. Typische Berufe, in denen Absolvente­n unterkomme­n, sind Energieber­ater, Forschungs­mitarbeite­r oder Projektman­ager.

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[ Imago/A.Prost] Ladeinfras­truktur und Akkukapazi­tät sind Knackpunkt­e für E-Autos, die auch in der Ausbildung eine große Rolle spielen.

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