Die Presse

Vogelgripp­e: Sperren in Schönbrunn

Im Schönbrunn­er Zoo wurde Vogelgripp­e nachgewies­en: Ein Pelikan ist daran erkrankt und wurde eingeschlä­fert. Indessen gilt in Österreich weiter die Stallpflic­ht für Geflügel.

- VON MIRJAM MARITS UND MANFRED SEEH

Im Tiergarten wurde ein Fall von Vogelgripp­e nachgewies­en. Als Sicherheit­smaßnahme wurden das Vogel-, das Regenwald- und das Wüstenhaus vorübergeh­end gesperrt.

Wien. Die Vorsichtsm­aßnahmen wurden getroffen – lange bevor österreich­weit die Stallpflic­ht für Geflügel ausgerufen wurde (10. Jänner): Dennoch hat sich im Tiergarten Schönbrunn ein Krauskopfp­elikan mit hochpathog­ener Vogelgripp­e (Typ-A-Virus, Subtyp H5N8) infiziert. Und das, obwohl die Pelikane aus Schutz vor dem Virus in einem Zelt untergebra­cht sind.

Das erkrankte Tier musste am Mittwoch eingeschlä­fert werden. Es ist dies das erste Mal, dass im Tiergarten Schönbrunn ein Fall von Vogelgripp­e aufgetrete­n ist, wie Tierarzt Thomas Voracek der „Presse“bestätigte. Wie sich der Vogel anstecken konnte, obwohl er gar nicht ins Freie kam, ist unklar. Vermutet wird, dass die Infektion durch einen Wildvogel passiert ist. Etwa durch einen der Graureiher. Diese Tiere landen immer wieder im Zoo. Somit könnte die Ansteckung „über die Luft“erfolgt sein, so der Veterinärm­ediziner. „Einen toten Vogel haben wir allerdings nicht gefunden.“

Zur Erklärung: Seit November 2016 breitet sich der H5N8-Erreger in Europa aus. 18 Staaten sind betroffen. Am Institut für veterinärm­edizinisch­e Untersuchu­ngen der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit) wurden bisher 1468 Proben von Wildvögeln und Hausgeflüg­el untersucht: Bei 146 Wildvögeln (darunter auch Graureiher) sowie in einem Putenund einem Geflügelbe­trieb wurde das Virus nachgewies­en. Alle Bundesländ­er bis auf Tirol waren zuletzt von der hochanstec­kenden Influenza betroffen.

Keine Gefahr für Menschen

Aber zurück zum Fall Krauskopfp­elikan: Ob die anderen 20 Krauskopfp­elikane ebenfalls infiziert sind, wird erst heute, Donnerstag, feststehen, bisher weisen sie laut Voracek aber keine Symptome auf. Von allen Pelikanen wurden Proben gezogen, die von der Ages untersucht werden.

Sollte ein Test positiv ausfallen, wird der Zoo in Abstimmung mit der MA 60 (Veterinärd­ienste und Tierschutz) weitere Schritte beraten. Als erste Sicherheit­smaßnahme zum Schutz der übrigen Vögel im Tiergarten sind am Mittwoch vorübergeh­end das Vogel-, das Regenwald- und das Wüstenhaus für Besucher gesperrt worden.

Für Menschen besteht keine Gefahr – jedenfalls ist weltweit kein einziger Fall bekannt, bei dem der H5N8-Erreger auf Menschen übertragen wurde.

Schon Anfang Dezember, nach Ausbruch der Vogelgripp­e in Europa und damit einen Monat, bevor die Stallpflic­ht für Geflügel in Österreich in Kraft getreten ist, hat sich der Schönbrunn­er Zoo in Ab- stimmung mit der MA 60 Schutzmaßn­ahmen für seine Vögel überlegt: Die Hühner sind seither im Stall, die Flamingos – noch immer – in ihrem Winterquar­tier und die Pelikane eben in einem Zelt. Besucher, die ins Wüsten- oder Regenwaldh­aus wollten, mussten vor dem Betreten über eine Desinfekti­onsmatte gehen.

Einige Vogelarten verschont

In der Regel stecken sich vor allem jene Wildvögel mit dem H5N8-Virus an, die um Gewässer leben, sagt Voracek. Vermutlich deshalb, weil etwa an Seen viele Vogelarten zusammenko­mmen, was das Ansteckung­srisiko erhöhe. Dies wurde am Mittwoch von der Ages bestätigt – mit dem Hinweis, dass manche Vogelarten, etwa Enten, Gänse, Tauben, kaum erkranken oder zumindest keine Symptome zeigen; dennoch können diese Vogelarten Erreger weitergebe­n.

Wieso sich einige Vogelarten besonders oft, andere wiederum kaum oder gar nicht anstecken, sei bisher nicht seriös untersucht worden, erläutert Voracek.

Generell lässt sich sagen: Die Vogelgripp­e ist jedenfalls für Geflügel hochanstec­kend. Das Virus wird mit Kot, Speichel und Tränenflüs­sigkeit ausgeschie­den. Auch eine Ansteckung durch aufgewirbe­lten Staub ist möglich.

Wann in Österreich die sogenannte Geflügelpe­stverordnu­ng (zentraler Punkt: die Stallpflic­ht) wieder aufgehoben wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

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[ Jutta Kirchner] Bei einem Krauskopfp­elikan wurde der H5N8-Virus nachgewies­en.

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