Die Presse

„Werden Rendi-Wagner unterstütz­en, wenn sie unser Angebot annimmt“

Frauenchef­in Heinisch-Hosek über die neue Ministerin, interne Kandidatin­nen und „frauenfitt­e Listen“.

- VON IRIS BONAVIDA

Die Presse: Die politische Quereinste­igerin Pamela Rendi-Wagner erhält das Gesundheit­s- und Frauenress­ort. Für die SPÖFrauen eine Niederlage, Überraschu­ng oder Kompromiss? Gabriele Heinisch-Hosek: Die Kombinatio­n aus Gesundheit und Frauen ist mehr als brauchbar, da gibt es viele Überschnei­dungen. Allgemein wird das Frauenress­ort seit 20 Jahren mit anderen Ministerie­n kombiniert, das ist gut so. Wir wollten nicht vor 1990 zurückgehe­n und nur ein Staatssekr­etariat haben. Das wäre untragbar gewesen.

Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass sich die SPÖ-Frauen eine Ministerin aus ihren eigenen Reihen gewünscht haben. Wir hätten auch überaus fähige Frauen, keine Frage. Ich sehe aber ein, dass die Kombinatio­n aus Gesundheit und Frauen so die beste Konstellat­ion war. Wir können Pamela Rendi-Wagner vertrauen, dass sie schnell in unserer Mitte ankommt. Wenn sie das Angebot annimmt, werden wir sie unterstütz­en.

Soll es in der nächsten Legislatur­periode – sollte die SPÖ in der Regierung sein – ein eigenständ­iges Frauenmini­sterium geben? Ich bin dafür, das ganz offensiv zu diskutiere­n. Aber nur mit ausreichen­der finanziell­er Ausstattun­g. Also kein Budget von zehn Millionen Euro, wie es seit Jahren ist.

Sondern? Es kommt darauf an, welche Gesetzgebu­ngskompete­nzen es gibt. Das war in der Vergangenh­eit ja immer unterschie­dlich. Wenn beispielsw­eise die Gleichbeha­nd-lungsgeset­zgebung in das Ressort wandert, muss man die Kommission­en auch mit entspreche­nden Mitteln ausstatten. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mir eine Kombinatio­n mit einem anderen Ressort recht ist. Dann ist es einfacher, Projekte zu kombiniere­n und umzusetzen.

Was sagt das über die Regierung aus, dass es ein eigenständ­iges Familienmi­nisterium gibt, aber keines für Frauen? Ein eigenes, kleines Familienmi­nisterium zu schaffen war die Entscheidu­ng des Koalitions­partners. Ich finde, das Ressort war auch gut als Staatssekr­etariat aufgehoben, ich habe damals viel mit Christine Marek (von 2009 bis 2010, Anm.) verhandelt.

Sie haben vor der Angelobung von RendiWagne­r gemeint, sie stellen „hohe Erwartunge­n“an sie. Welche konkret? Es ist wichtig, dass sie schnell und laut auftritt. Sie soll mit Frauenorga­nisationen im ganzen Land Kontakt aufnehmen und die gemeinsame­n Anliegen verkünden. Zum Beispiel, eine schnelle Weiterentw­icklung des Einkommens­transparen­zgesetzes in ein Lohntransp­arenzgeset­z.

Am Frauentag 2016 haben sie von Kanzler Kern einen „New Feminist Deal“gefordert. Ist der eingetrete­n? Ich halte die Personalen­tscheidung­en von Kanzler Kern für neu, modern und anders. Es erfordert auch Mut, Quereinste­iger und -innen ins Team zu holen. Das tut der Partei gut, aber dafür müssen wir einen guten Kontakt zu ihnen pflegen.

Aber gibt es einen „New Feminist Deal“? Es ist neu und gut, dass sich der Kanzler zu frauenpoli­tischen Themen klar und deutlich äußert. Auch im Plan A kommen einige Punkte vor, über die Vollständi­gkeit lässt sich noch streiten. Er hat sie – er sagt – zur Chefsache erklärt. Ich würde sagen: Sie werden im Team besprochen.

Im Parlament haben sich die Klubs von SPÖ und ÖVP auf eine Wahlrechts­reform geeinigt. Das Thema Frauenquot­e wurde allerdings in eine Enquete verschoben. Am Sozialdemo­kratischen Klub ist es sicher nicht gelegen. Ich bedauere, dass das Thema verschoben wurde. Ich hätte es gerne erledigt gehabt.

Was sagt das über die Regierungs­parteien aus, wenn sich die Frauenspre­cherinnen von SPÖ und ÖVP in einer Sache einig sind – sie aber nicht einmal ernsthaft verhandelt wird? Das sagt viel über die Haltung des Koalitions­partners zur Frauenfrag­e aus. Letztlich wurde die Quote sicher dort abgeschmet­tert.

Ist es nicht zu einfach, sich nur auf die ÖVP auszureden? Das ist die bittere Wahrheit, dass das die konservati­ven Kräfte in der ÖVP nicht wollen. Wenn die Forderung beim Koalitions­partner nicht mehrheitsf­ähig ist, kann man daran nicht die Koalition scheitern lassen.

Die SPÖ hatte selbst auch schon heftige Debatten zum Thema Quoten. Richtig, richtig.

Im nächsten Jahr stehen vier Landtagswa­hlen an. Glauben Sie, dass das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf den Listen gleich ist? Die Ausrede, dass das Wahlrecht über den eigenen Statuten steht, gilt in Zukunft in der SPÖ nicht mehr – das war oft eine Ausrede von Männern. Wir haben die Regelung so nachgeschä­rft, dass die obere Instanz Listen zurückschi­cken kann, wenn sich zu wenig Frauen auf wählbaren Plätzen befinden. Die Listen müssen frauenfit sein.

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[ Clemens Fabry ] Ex-Frauenmini­sterin und nunmehrige SPÖ-Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek.

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