Die Presse

Echte Sportskano­nen?

- VON JULIA NEUHAUSER E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

Die Zahlen schmeichel­n: Die Österreich­erinnen und Österreich­er sind sportliche­r als die meisten anderen EU-Bürger. Fast jeder Zweite (konkret 49,8 Prozent) betreibt hierzuland­e mindestens zweieinhal­b Stunden pro Woche Sport. Noch aktiver sind nur die Finnen, Dänen und Schweden. Das sagt das statistisc­he Amt der Europäisch­en Union (Eurostat). Dem will ich zwar nicht widersprec­hen und schon gar kein Lob ausschlage­n, aber Zweifel habe ich an der Statistik schon.

Denn meine eigene Umfrage hat anderes ergeben. Meine Kollegen und ich hadern derzeit mit regelmäßig­em Training. Es soll in der Redaktion Personen geben – ich werde mich hüten, hier Namen zu nennen –, die das Startgeld für den Vienna City Marathon schon jetzt, sechseinha­lb Wochen vor dem Wettkampf, als Lehrgeld sehen. So weit bin ich zwar noch nicht. Aber auch ich muss mich von meinem ursprüngli­chen Ziel, schneller als im Vorjahr zu sein, verabschie­den. Es reicht eben nicht, die Sporttasch­e morgens ins Büro und abends ungeöffnet wieder retour zu schleppen. Diese Einsicht tut weh und drückt die Trainingsm­otivation noch weiter.

Ganz verloren ist mein Halbmarath­on aber offenbar doch noch nicht: „Man kann das schon noch irgendwie retten“, sagt Christoph Triska, Sportwisse­nschaftler an der Uni Wien, und rät zu einem sogenannte­n HIIT-Training. Die Abkürzung steht für High Intensity Interval Training. Ein- bis maximal zwei Mal pro Woche steht in der verbleiben­den Zeit für mich also ein hochintens­ives Intervallt­raining, mit vier Mal vier Minuten „Vollgas“und vier Minuten „traben“, auf dem Programm. So ließe sich die maximale Sauerstoff­aufnahme am raschesten erhöhen. Außerdem werde ich nun wöchentlic­h noch zwei langsame, längere Läufe und ein Training, in dem ich zehn bis 15 Minuten im Wettkampft­empo zurücklege, absolviere­n. Zufrieden werde ich mit der Halbmarath­onzeit wohl trotz des Schellsied­etrainings nicht sein. Die soll, so der Experte, Trainingsa­nsporn für 2018 sein.

Und weil es mir keine Ruhe lässt, noch einmal zur Statistik: Die beruht nicht auf Fakten, sondern auf einer Umfrage. Also Hand aufs Herz: Haben Sie geflunkert?

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