Die Presse

Die bayerische Triple-Zeitmaschi­ne

Champions League. Die Bayern träumen ob des souveränen Viertelfin­aleinzugs wieder einmal von Großem. Dabei wurde das jüngste London-Gastspiel auch zur Lehrstunde für David Alaba und Co.

- (red.)

London. Im noblen Hotel The Landmark fühlte sich der FC Bayern nach dem 10:2-Schützenfe­st gegen Arsenal ins historisch­e Triplejahr 2013 zurückvers­etzt. Vor vier Jahren feierten David Alaba und Co. ebenfalls in ihrem Londoner Stammquart­ier einen 10:2-Achtelfina­lerfolg gegen die Gunners. Und am Saisonende gab es an derselben Stelle die rauschende Siegerpart­y nach dem Finalerfol­g im ehrwürdige­n Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund.

Beim traditione­llen, halb öffentlich­en Bankett wurde in der Nacht eine weitere triumphale Rückkehr ins Vereinigte Königreich beschworen. „Vielleicht landen wir zum Schluss noch mal auf der britischen Insel in der Nähe hier“, meinte Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge, den Blick bereits auf das Finale am 3. Juni in Cardiff gerichtet.

Das Münchner Starensemb­le wähnt sich nach der Wiederholu­ng des 5:1-Torfestes gegen Arsenal in einer Zeitmaschi­ne. „Das Viertelfin­ale muss nicht das Ende sein. Wir wissen genau, was wir wollen“, er- klärte Arjen Robben, Siegtorsch­ütze im Endspiel 2013 und in der laufenden K.-o.-Phase einmal nicht verletzte Erfolgsgar­ant. Robben empfahl freilich wie so viele nach dem eindrucksv­ollen Viertelfin­aleinzug, „nicht zu euphorisch“zu werden. „Da kommen nur starke Mannschaft­en. Das wird ein ganz schweres Ding.“

Rummenigge empfahl eindringli­ch, sich am Triumphjah­r 2013 zu orientiere­n, als die Münchner mit Trainer Jupp Heynckes alle drei Trophäen in Bundesliga, Cup und Champions League abräumten. „Step by step, von Runde zu Runde“, solle 2013 nun kopiert werden, wünscht sich Rummenigge. „Man muss die große Motivation haben und auch das große Ziel, aber mit einem Schuss Demut die Dinge angehen. Wir tun auch gut daran, uns jetzt nicht gleich zum Favoriten der Champions League abstempeln zu lassen.“

Der wechselvol­le Abend in London hatte auch die Tücken der Königsklas­se aufgezeigt. Bis zum Foulelfmet­er von Robert Lewandowsk­i zum 1:1 inklusive Roter Karte für Arsenal-Kapitän Laurent Koscielny in Minute 55 hatte nichts für eine Bayern-Gala gesprochen. Der wütende Verlierer Ars`ene Wenger, der bei den Arsenal-Fans nun endgültig seinen Kreditrahm­en überzogen hat, sprach von „skandalöse­n“Schiedsric­hterentsch­eidungen.

Ohne Anführer Koscielny brach Arsenal wie in München auseinande­r. Im Hinspiel musste der Kapitän der Gunners beim Stand von 1:1 verletzt ausgewechs­elt werden, dieses Mal demütigten Robben, Douglas Costa und zweimal Arturo Vidal innerhalb von 17 Minuten die Londoner Gastgeber. „Das Ergebnis gibt nicht wieder, was auf dem Platz passiert ist“, urteilte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti angesichts der trägen Vorstellun­g seiner Elf in der ersten Hälfte, in der Arsenal mehr verdient gehabt hätte als nur das 1:0 von Theo Walcott. „Wir waren nachlässig, aber es ist kein Drama geworden“, meinte Abwehrchef Mats Hummels selbstkrit­isch. Auch Robben mahnte: „Das ist auch eine Lehrstunde für das Viertelfin­ale. So eine erste Halbzeit darf man nicht spielen.“

Ancelottis Traumfinal­e

Bis zur Auslosung am 17. März müssen die Bayern auf ihren nächsten Gegner warten. Seinen Exklub, Titelverte­idiger Real (3:1 gegen SSC Napoli), wünscht sich Ancelotti so früh noch nicht. „Aber ich würde gerne in Cardiff auf sie treffen“, sagte der Italiener, der 2014 mit den Königliche­n den Titel gewann. Zuvor hatte der CL-Spezialist zweimal mit AC Milan triumphier­t (2003, 2007). Auch bei den Bayern scheint er seine Topelf inzwischen gefunden zu haben. „Meine Motivation ist, die Mannschaft an die Spitze in Europa zu führen. Das ist mein einziges Ziel, dafür gebe ich alles.“

Wir tun gut daran, uns jetzt nicht gleich zum Favoriten abstempeln zu lassen. Karl-Heinz Rummenigge Bayern-Vorstandsc­hef

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