Die Presse

Der smarte Helfer hört immer mit

Nach wochenlang­em Streit werden die Daten eines Amazon Echo in einem Mordfall doch freigegebe­n.

- VON JAKOB ZIRM E-Mails an: jakob.zirm@diepresse.com

Die sieben Mikrofone eines Amazon Echo sind immer eingeschal­tet und aufnahmebe­reit.

Alexa geht nun doch in den Zeugenstan­d. Nach wochenlang­em Widerstand von Amazon („Die Presse“berichtete) werden die Daten eines Amazon Echo (auch bekannt als Alexa), der im November 2015 „Zeuge“eines Mordes in Arkansas geworden sein soll, an die Polizei übermittel­t. Grund dafür ist jedoch, dass der Besitzer des Gerätes – der Mordverdäc­htige – die Daten freigegebe­n hat.

Der Fall gewinnt nicht zuletzt angesichts der jüngsten WikiLeaks-Enthüllung­en über gehackte Smart-TV etc. Brisanz. Was das elektronis­che Helferlein, mit dem per Sprachsteu­erung smarte Geräte im Haushalt bedient werden können, wirklich aufge- nommen hat, wird sich zwar erst in den kommenden Tagen zeigen. Dennoch zeigt bereits die Erwartungs­haltung der Polizei, sie könnte von Amazon für den Fall dienliche Daten erhalten, die Veränderun­g, die smarte Geräte mit sich bringen.

Grund für diese Erwartungs­haltung ist nämlich, dass die sieben Mikrofone eines Amazon Echo immer eingeschal­tet und aufnahmebe­reit sind. Das müssen sie auch, damit das Gerät durch das Startwort „Alexa“aktiv werden kann. Danach kann der Nutzer per Sprachbefe­hl sich das Wetter ansagen oder Musik spielen lassen. Diese Befehle – und ein Bruchteil einer Sekunde vor dem Wort „Alexa“– werden auch automatisc­h an Amazon übermittel­t und dort gespeicher­t.

Kann der Amazon Echo aus Arkansas nun aufklären, warum nach einem gemeinsame­n Football-Fern- sehabend von drei Männern am nächsten Tag einer tot im Whirlpool lag, während einer nach Hause gegangen und der Hausbesitz­er geschlafen haben will? Erhält die Polizei von Alexa gespeicher­te Informatio­nen, obwohl diese gar nicht aktiv war, würde das bedeuten, dass Amazon viel mehr mithört als bisher gedacht.

Sehr wahrschein­lich ist dieses Szenario aber nicht. Daher dürfte der Verdächtig­e wohl auch seine Daten freigegebe­n haben. Ob es ihm hilft, seine Unschuld zu beweisen, steht aber auf einem anderen Blatt Papier. Denn er hatte auch einen smarten Wasserzähl­er installier­t. Und der hat gespeicher­t, dass in der Nacht 500 Liter Wasser verbraucht wurden. Die Polizei glaubt, dass damit Blut weggewisch­t worden sei.

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