Die Presse

Energiewen­de bitte ohne Agrarsyste­m neu

Die gelebte Form der Ökostromfö­rderung wirkt äußerst kontraprod­uktiv.

- Josef.urschitz@diepresse.com

T rotz hoher Subvention­en werden so gut wie alle Ziele verfehlt, dafür steigen die Kosten für die Konsumente­n drastisch. Und trotz immer höherer Ausgaben bleibt auch das versproche­ne Jobwunder aus: Die Zahl der einschlägi­gen Jobs sinkt. Ein „ökonomisch­es Desaster“, nennt das die Tageszeitu­ng „Die Welt“.

Wir reden hier von der Energiewen­de in Deutschlan­d, und der vernichten­de Befund stammt aus dem neulich veröffentl­ichten jüngsten Energiewen­de-Index, den die Beratungsg­esellschaf­t McKinsey halbjährli­ch erhebt – und in dem sich zuletzt von 15 Kriterien zehn verschlech­tert haben. Und nur eines verbessert.

Und: Nahe an die Ziele kommt man nur in den Bereichen heran, die heftigst subvention­iert werden. Alle anderen Sektoren bewegen sich von den vorgegeben­en Zielen weg.

Die Politik reagiert dort, wie wir das sonst aus Österreich gewohnt sind: Augen fest zu und die Realität verweigern. Wegen der Komplexitä­t der Angelegenh­eit könne man die Kosten der Energiewen­de nicht beziffern, ließ die Politik etwa die staunenden McKinsey-Experten wissen. Milliarden ausgeben ohne wirkliche Übersicht und Erfolgsmes­sung: Das kennen wir von irgendwo. D ie Sache ist für uns hier höchst relevant, weil Österreich die durchaus notwendige Energiewen­de zumindest derzeit noch mit ähnlich marktferne­n Instrument­en herbeizufü­hren sucht wie die Deutschen. Da ist eine Art zweites Agrarsyste­m im Entstehen. Mit subvention­sbedingt ähnlichen Verwerfung­en und Fehlalloka­tionen von Finanzmitt­eln. Das können wir uns auf Dauer mit Sicherheit nicht leisten.

Jetzt ist also ein beherzter Griff zur Notbremse angesagt. Das ganze Subvention­ssystem gehört möglichst schnell und möglichst radikal (viel schneller und radikaler jedenfalls als geplant) auf die Herstellun­g von Marktfähig­keit ausgericht­et. Und nicht auf die Produktion von Dauersubve­ntionsempf­ängern, wie das etwa bei den derzeit noch üblichen langfristi­g garantiert­en Einspeisev­erträgen der Fall ist. Auch wenn die derzeit fett profitiere­nden Lobbys wie gewohnt aufjaulen.

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