Über Fehler klagen hilft nicht: Wir müssen ehrlich sein und anpacken
Es hätte keiner neuen Studie über den Bildungsstand von Einwanderern bedurft, denn insgeheim wissen es alle: Wenn nichts geschieht, sind sie chancenlos.
Zuweilen ist es von Vorteil, die Dinge rücksichtslos beim Namen zu nennen, der ihnen gebührt. Wenn ein Vogel wie eine Ente watschelt, schwimmt und quakt, heißt er nicht Schwalbe, sondern Ente.
Es hätte der vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft erstellten Studie nicht bedurft, insgeheim wissen es alle: Diejenigen, die nicht zu denen zählen, die – wie die deutsche Kanzlerin zu sagen beliebt – „schon länger hier leben“, auf Deutsch: Die vielen in den vergangenen zwei Jahren nach Deutschland zu einem Großteil unkontrolliert Eingewanderten senken das Niveau von Wissen, Können und Bildung. Und sie vergrößern den Anteil der Abgehängten, die auf dem Arbeitsmarkt praktisch chancenlos sind. Die Ersteller der Studie belegen es durch nackte Zahlen: Jeder Zehnte der erwachsenen Einwanderer hat nie ein Schulgebäude von innen gesehen; jeder Vierte von ihnen ist Schulabbrecher, noch dazu von Schulen, die weit hinter dem zurückbleiben, was sie an hiesigen Anforderungen erfüllen sollten.
Es war glatter Selbstbetrug, den viele sich tugendhaft Dünkende im trotzigen Gefühl moralischer Überlegenheit gegenüber Skeptikern und Realisten begingen, wenn sie wie der Chef von Daimler, Dieter Zetsche, behaupteten: Die große Zahl der Einwanderer sei „eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder“. „Das Zetsche-Narrativ“, schrieb Klaus Geiger in der „Welt“, „wurde in Deutschland sehr beliebt – und ist es bis heute gegen jede Vernunft auch geblieben. Mit solchem Wunschdenken aber tut man niemandem einen Gefallen: den Flüchtlingen nicht und nicht den Bundesbürgern. Deutschland muss sich ehrlich machen – und anpacken.“
Die meisten der nach Deutschland Eingewanderten – seien sie Flüchtlinge oder Immigranten, die ohne Recht auf Asyl gekommen sind – werden hier bleiben. Und viele weitere werden nachfolgen. Klaus Geiger hat recht: Die „Neuankömmlinge“sind nicht die so dringend benötigten Fachkräfte zur Steigerung der deutschen Wirtschaftskraft, sondern sie sind eine Herausforderung an das Bildungssystem.
Zu klagen, dass schwerste Fehler begangen wurden, dass sich Verantwortungsträger in die eigene Tasche lügen, wenn sie wie Martin Schulz behaupten, „Was die Flüchtlinge zu uns bringen, ist wertvoller als Gold“, mag verständlich sein, hilft aber nicht weiter. Leider irrt Schulz, wenn er meint, es seien „gerade die in Europa Zuflucht suchenden Menschen, die uns helfen könnten, unseren Wertekanon wieder wahrzunehmen“.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Es müssen jene sein, die „schon länger hier leben“, die sich ihrer von der Aufklärung durchdrungenen Werte bewusst werden, damit sie diese mit Selbstgewissheit und Überzeugung den Einwanderern zur Pflicht machen. Und dies verbunden mit intensiven Sprachkursen und einer Ausbildung in den vor allem von Mathematik und moderner Technik geprägten Fächern, die den „Neuankömmlingen“Chancen geben, sich als aktiver Teil der Gesellschaft zu bewähren. Nicht im verhaltenen Stil einer sanften Pädagogik unverbindlich angeboten, sondern mit strikten Vorgaben und klaren Aufträgen unterrichtet.
Noch eine Wahrheit, die unverblümt ausgesprochen werden muss: Um die Einwanderer für die Zukunft, wie wir sie uns wünschen, zu rüsten, muss man viel Geld in die Hand nehmen. Man muss Fachpersonal dafür bereitstellen und motivieren. Und man muss Geduld aufbringen, denn erst in Jahrzehnten wird sich die Investition rechnen. Vielleicht kommt dann das von Dieter Zetsche herbeigesehnte „nächste deutsche Wirtschaftswunder“. Aber sicher nur, wenn man jetzt schnell, wirksam und umfassend Bildung und Ausbildung der Einwanderer in Gang setzt.
Und wer meint, dies betreffe bloß Deutschland, in Österreich aber werde sich alles wie von selbst einrichten, macht sich bloß etwas vor und nennt eine Ente eine Schwalbe.