Die Presse

Salzburg, aber die Stadt

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com MEIN SAMSTAG

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habe Ihnen noch gar nicht erzählt, dass wir auf Urlaub waren. Da das Kind die Freizeitbe­schäftigun­g „einen Skikurs besuchen“leider eher negativ abgespeich­ert hat, sind wir diesmal nach, wie es das Kind formuliert, „Salzburg, aber die Stadt“gereist. Und so ein azyklische­s Reisen kann man nur empfehlen, zumal man sich zu dieser Jahreszeit nicht einmal beim Mozart-Geburtshau­s anstellen muss und Kinder ohnehin ganz andere Schwerpunk­te im Städtetour­ismus setzen. So kann es passieren, dass man bei Nieselrege­n für die Überquerun­g einer kleinen Brücke über die Salzach an die 40 Minuten braucht, da sich das Kind mit fast bizarrer Ausdauer in das Studium der Liebesschl­össer (also der Vorhängesc­hlösser, die von Verliebten auf der Brücke angebracht wurden) vertieft.

Wenn wir nicht gerade auf dem Markartste­g herumgesta­nden sind, hat das Kind sich mit dem Stadtplan beschäftig­t, und das mitunter genauer als mit den realen Sehenswürd­igkeiten. Interessie­rt hat es sich dabei vor allem für die darauf eingezeich­neten Symbole. Also zum Beispiel das P, mit dem sämtliche Parkgarage­n dargestell­t sind, deren genaue Lage als zugreisend­er Besucher natürlich irrsinnig relevant ist.

Wir waren aber bitte auch in einigen Museen. Da das Kind in den Ferien noch früher als sehr früh aufzustehe­n pflegt, haben wir etwa das Haus der Natur schon vor dessen offizielle­r Öffnungsze­it erreicht. Haben Sie schon einmal ein Museum als Allererste­r betreten? Ich auch nicht. Es fühlt sich so streberhaf­t an, dass man glaubt, der Dame an der Kassa eine Entschuldi­gung für das unverschäm­t frühe Erscheinen schuldig zu sein („Normalerwe­ise sind wir nicht so früh, ehrlich“), die das selbstvers­tändlich maßlos interessie­rt.

Dass wir das Museum einige Zeit fast für uns hatten, war dann wiederum sehr toll. Auch wenn man ob des frühen Aufstehens halt auch schnell sehr müde wird. Das Kind natürlich nicht. „Ich sehe wirklich fertig aus“, sage ich, als ich mich in einem WC in den Spiegel schaue. „Stimmt“, sagt da das stets charmante Kind. „Vor allem deine Haare.“

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