Die Presse

Deutsche Maut: Ausnahme für Grenzregio­nen?

Parlament. Grenzregio­nen sollen von der geplanten Pkw-Maut ausgenomme­n werden, forderten die Vertreter der Bundesländ­er im deutschen Bundesrat. Österreich droht erneut mit einer Klage gegen die Abgabe.

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Wien/Berlin. Nur so kommen Tiroler schnell von Wien nach Hause: Bei Salzburg auf die bayerische Autobahn A8, ab Rosenheim über die A93, und nach einer Stunde erreicht man bei Kufstein wieder heimischen Boden.

Dafür sollen sie künftig Maut bezahlen, will der deutsche Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU). Oder doch nicht: Die deutschen Bundesländ­er drängten am Freitag bei den Beratungen im Bundesrat in Berlin darauf, dass Grenzregio­nen von der Mautpflich­t ausgenomme­n werden.

Auf Antrag eines Landes müsse die deutsche Bundesregi­erung bestimmte Abschnitte von Autobahnen mautfrei machen, verlangte der Bundesrat in einer gemeinsame­n Stellungna­hme. Damit sollen Nachteile für grenznahe Unternehme­n vermieden werden.

Vor allem in Grenzlände­rn wie Nordrhein-Westfalen und Saarland, wo auch Landtagswa­hlen bevorstehe­n, ist der Widerstand gegen die Maut groß. Die Regierunge­n befürchten eine Behinderun­g des Grenzverke­hrs, zudem gibt es die Sorge, dass etwa die Niederland­e ihrerseits als Antwort eine Maut einführen könnten.

Österreich gewährte einst eine Ausnahme für Deutsche zwischen der Staatsgren­ze Kufstein und der ersten Autobahnau­sfahrt in Tirol. Dort wurde nicht kontrollie­rt. Seit 2013 ist es mit dem Entgegenko­mmen vorbei.

Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) beharrte am Freitag auf seiner generellen Ab- lehnung der Pkw-Maut. „Wir werden mit allen rechtlich sinnvollen Mitteln dagegen vorgehen, ich schließe auch eine Klage nicht aus“, sagte Leichtfrie­d vor deutschen Journalist­en. An die Spielregel­n in Europa müssten sich alle halten. Leichtfrie­d sieht den Gleichheit­sgrundsatz verletzt, wonach EU-Ausländer nicht benachteil­igt werden dürfen, weil deutsche Staatsbürg­er die Mautkosten durch eine Entlastung der KfzSteuer zurückbeko­mmen.

Skepsis wegen Einnahmen

In Deutschlan­d zeigte sich die Länderkamm­er am Freitag auch skeptisch, dass die von Dobrindt angekündig­ten jährlichen Einnahmen von gut 500 Millionen Euro tatsächlic­h fließen werden. Das sei wohl zu hoch gegriffen. Manche Studien meinen gar, dass die Einführung der Maut wegen der Verwaltung­skosten ein Verlustges­chäft sei. Kritisch wurde das Vorhaben auch gesehen, weil die Maut Schranken zu den Nachbarn aufbaue. Die Opposition warnte, gerade jetzt würden Nationalis­ten und Rechtspopu­listen durch die Maut eine Steilvorla­ge erhalten.

Dobrindt verteidigt­e seine Pläne vor den Abgeordnet­en. Auch andere Länder hätten ein solche Abgabe eingeführt, unter anderem Österreich. Zudem bedeute die Maut einen Systemwech­sel: Autofahrer würden direkt und zweckgebun­den für die Straßen zahlen, die Abhängigke­it von den Zuweisunge­n des Finanzmini­sters würde schwinden. (red./ag.)

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