Die Steuertricks der US-Konzerne
Unternehmen. Kein Land hat so hohe Unternehmenssteuern wie die USA. Doch eine Studie zeigt nun, dass dank vieler Schlupflöcher und Ausnahmen die Topunternehmen so gut wie keine Steuern auf Gewinne bezahlen.
New York. General Electric hat in den vergangenen acht Jahren keine Unternehmenssteuern in den USA bezahlt. Das geht aus einem Bericht der „New York Times“hervor. Die Zeitung beruft sich auf einen Report des Institute on Taxation and Economic Policy. Das Institut kam zu dem Ergebnis, dass fast 40 Prozent der profitablen Großkonzerne in den vergangenen acht Jahren zumindest in einem Jahr keine Unternehmenssteuer abgeführt haben. 18 Unternehmen – darunter General Electric – haben in überhaupt keinem dieser Jahre die Steuer entrichtet.
Das Institut überprüfte 258 der 500 größten Konzerne der Vereinigten Staaten. Zusammen wiesen sie einen Gewinn von 3,8 Billionen US-Dollar (3,57 Billionen Euro) aus.
Apple etwa schaffte allein im ersten Quartal dieses Jahres einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar. Dennoch zahlt der Softwarekonzern kaum Steuern in seinem Heimatland. Grund: Die Gewinne werden in Übersee verbucht, weit weg vom amerikanischen Fiskus. schrieben in den vergangenen acht Jahren mehr als 3,8 Billionen Dollar an Gewinnen. Dennoch mussten 100 Unternehmen in zumindest einem dieser Jahre keinen Cent an Unternehmenssteuer in den USA bezahlen. Das geht aus einem Report eines Washingtoner Instituts hervor. Vor allem Energiekonzerne seien Weltmeister in der legalen Steuervermeidung. Offiziell haben die USA mit 35 Prozent den höchsten Unternehmenssteuersatz weltweit. In der Praxis fallen aber im Schnitt nur 12,6 Prozent an.
Dass bei den Unternehmenssteuern in den USA zwischen Schein und Sein ein billionenschweres Steuerschlupfloch steckt, ist Experten seit vielen Jahren bekannt. Der US-amerikanische Steuerexperte Edward D. Kleinbard hat bereits 2010 berechnet, dass die USA nur auf dem Papier den höchsten Unternehmersteuersatz von 35 Prozent weltweit haben. Tatsächlich zahlen US-Unternehmen im Schnitt 12,6 Prozent, attestierte der Professor an der University of South California. Zum Vergleich: Der OECD-Schnitt liegt bei etwa 24 Prozent, in Österreich liegt die Körperschaftssteuer bei 25 Prozent.
In Irland zahlen Konzerne hingegen lediglich 12,5 Prozent Körperschaftssteuer. Deshalb haben auch viele US-Unternehmen Niederlassungen in Irland gegründet – nicht nur Apple.
3,1 statt 35 Prozent Steuerrate
Doch auch in den USA gibt es für viele Branchen ganz spezielle Steuererleichterungen. Vor allem die Energiekonzerne könnten da aus dem Vollen schöpfen, heißt es in dem aktuellen Report. Unter den 18 Konzernen, die seit 2008 trotz hoher Gewinne keine Unternehmenssteuer gezahlt haben, befinden sich 14 Energiekonzerne. Die Versorgungsunternehmen kamen in den vergangenen acht Jahren auf eine durchschnittliche Steuerrate von 3,1 Prozent. Telekomunternehmen, Ölkonzerne oder Pipelinebauer zahlten im Schnitt 11,5 Prozent. Nur zwei Sektoren – Gesundheit und Handel – zahlten tatsächlich mehr als 30 Prozent Körperschaftssteuer. „Es sticht besonders ins Auge, wie unterschiedlich die Steuerlast in den einzelnen Branchen ist“, sagt Matthew Garner, einer der Studienautoren, in der Zeitung.
Die angesprochenen Unternehmen sprechen einerseits von einer „linken“Studie und bezweifeln andererseits die Zahlen. „Fehlerhaft und irreführend“nennt etwa Tara DiJulio die Studie. Die Konzernsprecherin von General Electric meint: „G. E. ist einer der größten Steuerzahler.“Allein im vergangenen Jahrzehnt habe der Mischkonzern 32,9 Milliarden Dollar weltweit an Einkommenssteuer bezahlt. Zudem bezahle das Unternehmen jährlich mehr als eine Milliarde Dollar an diversen anderen Steuern in den USA.
Für DiJulio zeigt die nun aufkeimende Debatte allerdings, dass das Steuersystem in den USA „kompliziert und überholt“sei. Sie wünscht sich deshalb ein einfaches und modernes System, „selbst wenn dies bedeuten würden, dass wir mehr Steuern zahlen müssen“.
Unterm Strich schafft es General Electric übrigens nur auf Rang sechs auf der Liste der größten Steuervermeider. Unangefochtene Nummer eins ist der Telekomkonzern AT&T. Laut den Washingtoner Studienautoren sparte das Unternehmen durch Tricks in den vergangenen Jahren 38,1 Milliarden Euro an Steuern. Wells Fargo (31,4 Mrd.), JPMorgan Chase (22,2 Mrd.), Verizon (21,1 Mrd.) und IBM (17,8 Mrd.) folgen dahinter.
General Electric hat nach den Berechnungen im Vergleich lediglich 15,4 Milliarden Dollar am amerikanischen Fiskus vorbeigeschleust – ganz legal. (red.)