Chinas Comeback: Neue Chancen im Fernen Osten
Trendwende. Angst vor einer Konjunkturverlangsamung führte zum Abverkauf bei Chinas Aktien – nun bringen Reformpläne frischen Wind.
Das jähe Ende einer fulminanten Hausse liegt an Chinas Börsen gar nicht weit zurück. Bis Mitte 2015 schnellten die Kurse hinauf. Mit der wachsenden Sorge über die weitere Konjunkturentwicklung folgte ein schmerzhafter Abverkauf. Allerdings scheint das Schlimmste ausgestanden zu sein, wie ein Blick auf die Börsenbarometer im Fernen Osten erahnen lässt.
Vor allem für Anleger aus dem Euroraum machte sich bislang ein langfristiges Investment mit geschickter Aktienselektion bezahlt, da auch der Eurokurs zum Renminbi schon seit Jahren sinkt (siehe Tabelle). Freilich ist die Vergangenheit keine Garantie für die künftige Performance.
Doch erst vor wenigen Tagen gab die Regierung ihr diesjähriges Wachstumsziel von 6,5 Prozent bekannt. Das wäre zwar das langsamste Wachstum seit Jahrzehnten, auf absoluter Basis sei es aber immer noch recht beachtlich, meint Bin Shi, Portfoliomanager des UBS China Opportunities Fund. Denn allein 2015 hatte das BIP rund zehn Billionen Dollar erreicht. Interessant ist freilich auch der Schwenk der Regierung: So zählen inzwischen der Abbau von Überkapazitäten im Stahlsektor und die Bekämpfung der Um- weltverschmutzung zu den obersten Prioritäten.
Marktexperten geben sich jedenfalls zuversichtlich. „Solide Makroindikatoren und die Erholung der Unternehmensgewinne deuten auf eine anhaltende Konjunkturstabilisierung hin“, meint Katrin Löhken vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Bei der US-Investmentgesellschaft BlackRock verweist man auf den eigenen Indikator: „Er deutet auf positive Wachstumsaussichten in China hin, Reformen auf der Angebotsseite und Kapazitätseinschnitte verbessern die Profitabilität des Industriesektors“, sagt Ryan Stork von BlackRock Asia. Nachsatz: „Wir mögen chinesische Aktien.“
Chancen im Umweltsektor
Dass die Regierung zunehmend auf den Kampf gegen die Umweltverschmutzung setzt, eröffnet interessante Investmentchancen. Diese nutze man etwa im Allianz China Equity Fonds, erklärt Fondsmanagerin Christina Chung, die auch den Allianz China Fonds verwaltet. Chung investiert beispielsweise in Unternehmen, die in der Abwasseraufbereitung tätig sind. „Noch dazu haben diese Konzerne langfristige Verträge abgeschlossen, so lassen sich künftige Gewinne besser einschätzen.“Der Übergang von Kohle- zu Gaskraftwerken dürfte dem Umweltsektor einen weiteren Schub verpassen.
Im Bereich der Industrie möchte das Land die Entwicklung hin zu einer höherwertigen Produktion forcieren. Davon könnte etwa Chinas Hightech-Industrie profitieren. Gefallen findet die Allianz-Expertin aber auch am Konsumbereich sowie dem Telekomund Internetsektor. Zu den größten Einzelpositionen des Fonds zählen etwa das Internetunternehmen Tencent Holding oder Semiconductor Manufacturing.
Die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors weiß man auch im UBS-Fonds zu nutzen, betont Shi. „Denn dieser Bereich ist längst zu einer wichtigen Konjunkturstütze geworden.“Gute Chancen finde man auch im Gesundheits- sowie im Versicherungssektor. Letzterer dürfte noch dazu von einem rigorosen Vorgehen der Aufsichtsbehörde gegen schwarze Schafe in der Branche profitieren.
Unklar ist allerdings, inwieweit ein Handelskrieg mit den USA aufflammen könnte. Das sollten Investoren im Auge behalten. Zudem hat die Gesamtverschuldung des Landes gut 250 Prozent des BIP erreicht. Werde diese Problematik langfristig nicht angegangen, mahnt Stork von BlackRock, könnte das zu einem veritablen Risiko werden.