Die Presse

Verwischte Zeit durch die Quantenwel­t

Benachbart­e Uhren können nicht die exakte Zeit messen.

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Wer „verwischte Zeit“und „ungenaue Uhren“hört, denkt zuerst vielleicht an Bilder von Salvador Dal´ı. Doch es sind Quantenphy­siker, die das Phänomen des verwischte­n Zeitflusse­s kürzlich entdeckten. Die Forscher um Cˇaslav Brukner von der Uni Wien und dem Institut für Quantenopt­ik und Quanteninf­ormation der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften kombiniert­en einen Grundsatz aus der Quantenmec­hanik mit Albert Einsteins allgemeine­r Relativitä­tstheorie und erkannten, dass benachbart­e Uhren die Zeit nicht exakt messen können. Jedenfalls nicht zugleich.

Laut der allgemeine­n Relativitä­tstheorie vergeht die Zeit nicht überall gleich schnell: Ein im Weltall reisender Mensch altert langsamer als sein Bruder, der auf der Erde weilt. Denn der Zeitfluss wird durch vorhandene Massen oder Energieque­llen wie Erde und Sonne verändert. Trotzdem geht diese Theorie davon aus, dass man die Zeit überall exakt messen kann.

Exakte Uhr, ungenaue Masse

In der Quantenmec­hanik gibt es aber die Heisenberg­sche Unschärfer­elation, die besagt, dass man niemals gleichzeit­ig die Energie und die Zeit eines Systems exakt bestimmen kann. Im Falle einer Uhr wäre also die Energie, die sie besitzt, bzw. ihre Masse umso „unschärfer“, je exakter diese Uhr die Zeit misst.

Verbindet man die Ansätze, ist es unmöglich, dass Uhren, die sich in enger Nachbarsch­aft befinden, zugleich die exakt gleiche Zeitmessun­g schaffen. Denn wenn eine Uhr sehr „scharf“die Zeit misst, wird ihre Masse ungenau, und diese ungenaue Masse verwischt den Zeitfluss der benachbart­en Uhren. Demnach sollten unsere Vorstellun­gen über die Natur der Zeit neu überdacht werden, betonen die Autoren der Studie, die im Fachjourna­l „PNAS“erschienen ist. (APA/vers)

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