Warum die Pension boomt
Analyse. Frühpensionen wie die Hacklerregelung werden nach der Bremse durch Verschärfungen verstärkt genutzt – vor allem bei Beamten.
Wien. In Österreich hat sich der Zustrom zur Pension im Vorjahr verglichen mit 2015 in der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG, Gewerbe, Bauern) um 17,3 Prozent auf 82.000 erhöht. Bei den Beamten ist er bei einer allerdings in Relation viel kleineren Gruppe sogar um 50 Prozent auf 2531 gestiegen, wie das neue Pensionsmonitoring von Sozialministerium und Kanzleramt zeigt.
1 Was sind die Fründe für den erneuten Pensionsãoom?
Die Verschärfungen durch Reformen der Regierung haben ab 2014 Tausenden den Weg in die (Früh-) Pension versperrt und zu einem „Aufschubeffekt“geführt, darunter nicht zuletzt durch die schlagartige Anhebung des Antrittsalters bei der Langzeitversichertenregelung („Hacklerregelung“) um zwei Jahre von 60 auf 62. Die Regeln gelten weiter, der Weg in die Pension ist erschwert, aber viele, die zunächst warten mussten, erfüllen nun die strengeren Voraussetzungen für (Früh-)Pensionen. Dazu kommt, dass ohnehin geburtenstarke Jahrgänge ins Pensionsalter kommen. In absoluten Zahlen hat sich die Zahl der neuen Pensionisten auf 81.976 (plus 17,3 Prozent) erhöht, womit im vergangenen Jahr ungefähr das Niveau von 2014 erreicht wurde.
2 Warum ist der Pensionszuwachs ãei den Beamten deutlich stärker?
Bei den Beamten haben die Verschärfungen bei den Frühpensionen den Zugang in den Ruhestand ab 2014 besonders gebremst, nicht zuletzt die Erhöhung des Zugangsalters zur Hacklerpension auf 62 Jahre. 2016 traten 2531 Bundesbeamte in den Ruhestand (plus 50 Prozent), mit einem Anteil von 68 Prozent waren es großteils Frühpensionierungen. Von 1722 Frühpensionierungen nützten 754 die Hacklerregelung, das war ein Anstieg um 631 Betroffene. Zum Vergleich: In der gesetzlichen Pensionsversicherung stieg die Zahl der Hacklerpensionen gegenüber 2015 um 25 Prozent.
3 Welche Auswirkungen zeigen sich ãeim Pensionsantrittsalter?
Bei den Beamten ist das tatsächliche Pensionsantrittsalter im Vorjahr um 0,5 Jahre – der höchste Anstieg seit zehn Jahren – auf 61,7 Jahre gestiegen. Denn es gibt zwar zu gut zwei Drittel vorzeitige Pensionierungen, aber diese erfolgen seit 2014 unter den vor allem beim Zugangsalter verschärften Regeln und daher im Schnitt später. Frauen gehen bei Beamten mit 61,75 Jahren im Schnitt später als Männer mit 61,63 Jahren in Pension.
4 Steigt das tatsächliche Pensionsalter ãei ASVF, Bauern, Fewerãe?
Nach dem Monitoring des Sozialministeriums, ja: im Schnitt um zwei Monate auf 60 Jahre und vier Monate. Laut dem Hauptverband der Sozialversicherungen ist das Antrittsalter im Schnitt sogar zurückgegangen: Von 60,2 im Jahr 2015 auf 59,9 Jahre 2016. Grund: Das Sozialressort rechnet Bezieher von Reha-Geld, die zuvor schon befristete Invaliditätspension erhielten, nicht ein.
5 Wie hat sich der Zugang ãei den Invaliditätspensionen entwickelt?
Die Zahl ist im Vorjahr trotz 2014 erfolgter Verschärfungen um elf Prozent auf 16.776 gestiegen, liegt damit aber unter dem Wert von von 2014 von rund 20.000. (red.)