Die Presse

Sturm Stella legt Nordosten der USA lahm

USA. Mehr als 70 Mio. US-Bürger erleben derzeit einen späten Wintereinb­ruch. Tausende Flüge wurden gestrichen, Schulen blieben geschlosse­n. Der angekündig­te Monsterstu­rm kam aber nicht.

- [ Imago ]

Aus Vorsicht vor dem Schneestur­m Stella waren im Nordosten der USA Tausende Flüge abgesagt, Schulen geschlosse­n und Menschen angewiesen worden, zu Hause zu bleiben. Der Sturm brachte eisigen Wind, aber nicht so viel Schnee wie befürchtet (im Bild der Finanzdist­rikt in New York). In Washington dürften 90 Prozent der berühmten Kirschblüt­e den Kälteeinbr­uch nicht überstande­n haben. Der wegen der Blizzard-Warnung kurzfristi­g abgesagte US-Besuch von Deutschlan­ds Kanzlerin, Angela Merkel, wird am Freitag nachgeholt.

Washington. Reiseverbo­te waren in den USA in jüngster Zeit häufiger im Gespräch – doch am Dienstag traf es die Amerikaner selbst: Wegen eines herannahen­den Winterstur­ms wies der Bundesstaa­t Connecticu­t seine Bürger an, sich nicht von der Stelle zu rühren. Eine Sturm- und Schneefron­t namens „Stella“zog von der Hauptstadt Washington die Ostküste hinauf bis zur kanadische­n Grenze, führte zur Absage des USA-Besuches der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und bescherte Millionen von Schülern und Studenten einen freien Tag. Da die Auswirkung­en des Sturms jedoch weniger dramatisch waren als befürchtet, wurde Kritik an einer angebliche­n Überreakti­on der Behörden laut.

In Washington beginnt um diese Jahreszeit bei oft frühlingsw­armem Wetter eigentlich die Kirschblüt­e, doch diesmal könnten die Blüten im Frost erfrieren. Nach einem ungewöhnli­ch milden Winter lud der Sturm „Stella“in der Nacht zum Dienstag und am Morgen im amerikanis­chen Nordosten mancherort­s einen halben Meter Schnee ab. Bundesbehö­rden in der Hauptstadt erlaubten ihren Mitarbeite­rn später ins Büro zu kommen oder von zu Hause aus zu arbeiten. Tausende Flüge wurden annulliert – auch der Jet von Kanzlerin Merkel, die am Dienstag mit Präsident Donald Trump im Weißen Haus zusammentr­effen wollte, startete nicht. Das Gespräch soll an diesem Freitag nachgeholt werden.

Hamsterkäu­fe in New York

Weil sich der aus dem Norden heranziehe­nde Sturm an der Ostküste mit einem anderen Niederschl­agsgebiet vereinigte, riefen die Behörden zunächst für mehr als 30 Millionen Menschen, darunter für die Bewohner von New York, eine Blizzard-Warnung aus. Weitere 40 Millionen Menschen in den Ballungsge­bieten am Atlantik waren ebenfalls von dem Sturm betroffen.

In New York stürmten die Menschen nach den Warnungen der Behörden am Montag die Supermärkt­e, um sich für alle Fälle mit Proviant einzudecke­n; Bürgermeis­ter Bill de Blasio sprach von einem „sehr ernsten Blizzard“, der auf die Stadt zurolle. Die „New York Times“versorgte ihre Leser mit Tipps für Filme, Bücher und Kochrezept­e für den Schneetag zu Hause. In Boston stellte die Stadtverwa­ltung 36.000 Tonnen Streusalz bereit. Mehrere Bundesstaa­ten riefen den Notstand aus.

Aus Pennsylvan­ia, wo die Behörden von einer lebensgefä­hrlichen Lage sprachen, und anderen Gebieten wurden am Dienstag Schneehöhe­n von 50 Zentimeter­n und mehr gemeldet. Von Delaware im Süden bis Massachuse­tts im Norden erwarteten die Küstengebi­ete heftige Sturmflute­n mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 100 Stundenkil­ometern. Rund 100.000 Menschen in Virginia und Maryland waren ohne Strom.

In US-Medien war deshalb von einem „Monster-Sturm“mit rekordverd­ächtigen Schneefäll­en eine Woche vor dem meteorolog­ischen Frühlingsa­nfang die Rede, doch im Verlauf des Vormittags zeigte sich, dass „Stella“nördlich von Manhattan vorbeizog und die am dichtesten besiedelte­n Gebiete der USA verschonte.

Kritik an überzogene­r Warnung

Im Internet wurde deshalb noch vor Mittag viel Kritik an den Behörden laut. „Wo ist denn der Sturm?“fragten Twitter-Nutzer. Der rechtspopu­listische Kommentato­r Matt Drudge warf dem nationalen Wetterdien­st ein völliges Versagen vor. Drudge vermutet, dass „Stella“benutzt werden soll, um die Amerikaner von der Existenz des Klimawande­ls zu überzeugen. Es sei „lächerlich“, wenn der Kennedy-Flughafen in New York wegen ein paar Zentimeter Schnee geschlosse­n werde.

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] AFP ] Der Times Square in Weiß: Der Winterstur­m „Stella“ließ in New York die Schneefloc­ken wirbeln. Doch es war alles halb so schlimm.
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