Die Presse

Die Iden des März in Wien

- VON RAINER NOWAK E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com

D ie Spitze der Wiener SPÖ muss über ein feines Sensorium für den richtigen Zeitpunkt verfügen, den Parteitag über Wohl und Zukunft des letzten roten Bollwerks Ende März abzuhalten. Wichtige Entscheidu­ngen fallen und fielen stets gern rund um die Iden des März. SPÖ-Feldwebel Georg Niedermühl­bichler setzte mit der ihm eigenen schlichten Eleganz den Startschus­s für den rücksichts­losen Lagerkampf. Seine Drohung an die Kritiker Michael Häupls, den Parteichef keinesfall­s mit Streichung­en zu strafen („würde niemandem empfehlen, sich mit Häupl anzulegen“), bewirkt natürlich das Gegenteil: Die Gegner der roten Bourgeoisi­e sind aktiviert. Selbst wenn nicht alle Frustriert­en dies- und jenseits der Donau den ewigen Bürgermeis­ter blamie- ren, seine Stellvertr­eterin Renate Brauner wird der Zorn (wieder) treffen.

Das Revanchefo­ul der rot-grünen Kleinbezir­ktruppe könnte Michael Ludwig, Wunschnach­folger der Flächenbez­irke, die einst hinter Werner Faymann standen, treffen. Sollte Ludwig ein böses Ergebnis erhalten, wäre er aus dem Rennen. Und das Chaos perfekt. Häupl könnte zwar eine mittelfris­tige Nachfolgel­ösung und Übergabe mittels „Krone“verkünden. Aber das ist eher unwahrsche­inlich. Eher sehen die Rathaus-Astrologen dann neue Kandidatin­nen am Horizont. Ulli Sima, heißt es. Obwohl: Auch Cäsar ahnte bis zuletzt nicht, dass ausgerechn­et Brutus Brutus ist . . .

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