Die Presse

Saarland verbietet ausländisc­hen Wahlkampf

Ministerpr­äsidentin stützt sich auf das Aufenthalt­sgesetz.

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Saarbrücke­n. „Innertürki­sche Konflikte haben in Deutschlan­d nichts zu suchen“: Die Ministerpr­äsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), will Wahlkampfa­uftritte ausländisc­her Politiker verbieten. Hintergrun­d ist der aktuelle Streit mit der Türkei rund um das Referendum über die Einführung einer Präsidialr­epublik. Die türkischen AKP-Minister wollen auch vor Staatsbürg­ern in den europäisch­en Ländern auftreten und für ein Ja werben.

In Deutschlan­d haben Kommunen und Hallenbetr­eiber mehrere derartige Auftritte untersagt bzw. kurzfristi­g abgesagt. Aber im Gegensatz zum Saarland will Berlin kein generelles Verbot von Wahlkampfa­uftritten ausländisc­her Politiker. „Unsere liberale Demokratie ist kein Hort, um für undemokrat­ische Ziele zu werben“, sagte Kramp-Karrenbaue­r (CDU) mit Blick auf die zunehmend autoritär regierende AKP. Sie wolle nicht auf eine grundlegen­de Regelung durch den Bund oder ein europaweit einheitlic­hes Vorgehen warten.

„Merkel greift Türkei an“

Kramp-Karrenbaue­r stützt sich bei ihrem Vorgehen auf das Aufenthalt­sgesetz: Demnach kann die politische Betätigung eines Ausländers untersagt werden, wenn „das friedliche Zusammenle­ben von Deutschen und Ausländern oder von verschiede­nen Ausländerg­ruppen im Bundesgebi­et“oder „die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung“beeinträch­tigt oder gefährdet werden.

Die Ministerpr­äsidentin verurteilt­e zudem die verbalen Angriffe der AKP-Politiker: „Die durch Nazi-Vergleiche und Beschimpfu­ngen hervorgeru­fene Stimmung darf nicht eskalieren“. Eine Entspannun­g der Lage ist allerdings nicht in Sicht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ attackiert­e Bundeskanz­lerin Angela Merkel wegen ihrer Solidaritä­tsadresse an die Niederland­e. Merkel greife die Türkei an, wie die Polizei in Rotterdam türkische Demonstran­ten mit Hunden und Wasserwerf­ern angegriffe­n habe. Zuvor sind auch in den Niederland­en Auftritte türkischer Politiker untersagt worden. (Reuters)

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