Die Presse

Trump will der UNO Milliarden kürzen

Vereinte Nationen. Der Präsident will das Engagement in der Weltorgani­sation drastisch einschränk­en. UN-Organisati­onen könnten Einschnitt­e bis über 50 Prozent drohen.

-

Washington. Das Leitmotiv von USPräsiden­t Donald Trump – „Amerika zuerst!“– bekommen nun auch die Vereinten Nationen zu spüren. Einem Bericht des renommiert­en US-Magazins „Foreign Policy“zufolge bereiten US-Diplomaten weitreiche­nde Kürzungen der Beiträge für die Weltorgani­sation und diverse UN-Hilfsprogr­amme vor. Die Rede ist von mehr als 50 Prozent. Die USA geben pro Jahr insgesamt rund zehn Milliarden US-Dollar für die Vereinten Nationen aus.

Bei einem Treffen hinter verschloss­enen Türen hatten US-Diplomaten ihre Kollegen aus einigen europäisch­en Ländern, Japan und Südkorea vorgewarnt: Es seien große Einschränk­ungen zu erwarten. Besonders betroffen könnten laut dem Bericht die UN-Friedensmi­ssionen sein sowie Programme wie das Kinderhilf­swerk und das Entwicklun­gsprogramm UNDP, also Programme, die aus der Abteilung für Internatio­nale Organisati­onen des US-Außenminis­teriums finanziert werden. Für humanitäre Hilfsprogr­amme sei eine Kürzung von bis zu 36 Prozent vorgesehen, zitierte das Blatt eine namentlich nicht genannte Quelle.

Unklar ist demnach das Schicksal der US-Unterstütz­ung für andere UN-Organisati­onen, die beim Kongress beliebt sind und aus anderen Töpfen gespeist werden, wie das UN-Flüchtling­shochkommi­ssariat UNHCR oder das Welternähr­ungsprogra­mm WFP.

Entsetzen bei Experten

Für europäisch­e Vertreter und UNDiplomat­en kommen diese Pläne nicht völlig überrasche­nd: Sie hatten befürchtet, dass sich die USA unter Trump von der Uno abwenden könnten. Wie zur Bestätigun­g war nur wenige Tage nach Trumps Amtsantrit­t durchgesic­kert, dass der Präsident die Beziehunge­n zur UNO prüfen und womöglich stark reduzieren wolle.

Experten zeigten sich angesichts der Pläne alarmiert. Der UNSpeziali­st Richard Gowan vom European Council on Foreign Relations warnte in „Foreign Policy“ gar vor einem „Zusammenbr­uch des internatio­nalen humanitäre­n Systems, wie wir es kennen“, sollten die drastische­n Sparpläne auch die wichtigste­n humanitäre­n Organisati­onen wie das UNHCR oder das WFP betreffen.

Hintergrun­d ist der Budgetvors­chlag für 2018, den die TrumpRegie­rung am Donnerstag vorlegen will. Der US-Präsident hatte Ende Februar eine massive Erhöhung des Militärbud­gets um 54 Milliarden US-Dollar angekündig­t – zulasten anderer Bereiche, wie des Außenminis­teriums, der Entwicklun­gshilfe oder der US-Umweltbehö­rde EPA. Nun scheinen die Vereinten Nationen überdurchs­chnittlich von den geplanten Kürzungen betroffen zu sein.

Allerdings: Der Haushaltse­ntwurf muss vom Kongress abgesegnet werden. Und dort gibt es bereits deutlichen Widerstand gegen massive Einschnitt­e für das State Department. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass Trump mit dem Vorschlag in dieser Form nicht durchkomme­n wird. (raa)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria