Ein Pass, zwei Länder, diverse Identitäten
Doppelstaatsbürgerschaft ist der falsche Weg.
Falsch verstandene Toleranz wendet sich mitunter auch gegen ihre Protagonisten: Es war die Regierung aus SPD und Grünen, die 2000 die Möglichkeit einer Doppelstaatsbürgerschaft in Deutschland einführte. Und seine zweite, die türkische Staatsbürgerschaft, wurde dem deutschen Journalisten Deniz Yücel nun in der Türkei auch zum Verhängnis.
Eine doppelte Staatsbürgerschaft, könnte man meinen, sollte in einer aufgeklärten, polyglotten Gesellschaft, als die wir uns sehen, ja eigentlich kein Problem sein. Das Problem ist nur, dass wir eine solche nicht sind. Und wenn es dann so ist, dass sich mancher vom Herkunftsland nicht lösen kann, seine Loyalität weiterhin den Machthabern ebendort gilt, deren Macht man dann auch noch mit seiner Stimme einzementieren kann, dann haben wir ein noch größeres Problem.
Eines, das in Österreich noch dadurch vergrößert wird, dass es ein Akt der Illegalität – und eben auch der Illoyalität – ist, wenn widerrechtlich die türkische Staatsbürgerschaft behalten wird, wenn man die österreichische erhält. Man den Wert dieser also weder zu schätzen weiß noch gewillt scheint, sich in diesem Land wirklich zu integrieren. Man
kann verschiedene kulturelle Identitäten haben, sich sowohl seinem Herkunftsland (oder dem seiner Eltern) als auch demjenigen verbunden fühlen, in dem man lebt. Aber man sollte nur einen Pass haben.