Die Presse

„Zurück mit dem Klumpert“

Eurofighte­r. Im Nationalra­t wurden die Weichen für den U-Ausschuss gestellt. Rot, Grün und Blau verstanden sich dabei gut. Auch ein Totalverzi­cht auf die Eurofighte­r könnte eine Option werden.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Es ist kurz vor zwölf Uhr Mittag, als sich Norbert Darabos auf den Zuschauerr­ängen in der sogenannte­n Ministerlo­ge des Nationalra­ts einen Sitzplatz sucht. Der ExVerteidi­gungsminis­ter weiß, dass er und sein mit Eurofighte­r im Jahr 2007 geschlosse­ner Vergleich umstritten sind. Und dass sein Kontrakt einer der ersten Punkte ist, die der neue Untersuchu­ngsausschu­ss untersuche­n will.

„Das wird kein DarabosAus­schuss“, macht aber bald darauf der Grüne Peter Pilz am Rednerpult zur Beruhigung des nunmehr burgenländ­ischen Landesrats klar. Pilz hat Größeres im Sinn: „Wir wollen das Geld zurück, das Ganze, bis zum letzten Cent“, ruft Pilz, der im Gegenzug alle Eurofighte­r retournier­en möchte. „Was davon noch fliegen kann, soll zurückflie­gen. Für den Rest werden wir uns vertrauens­voll an die Österreich­ischen Bundesbahn­en wenden, damit sie das Klumpert nach Bayern zurückführ­en“, sagt Pilz.

In der Nationalra­tssitzung am Dienstag wurde der von der grünblauen Allianz geschmiede­te Antrag für einen neuen parlamenta­rischen U-Ausschuss zum Thema Eurofighte­r eingebrach­t. Am 29. März soll der U-Ausschuss dann starten. Und er soll ganz anders verlaufen, als der 2007 been- dete, meint Pilz. Jetzt gehe es nämlich nicht mehr um ein Ringen zwischen Regierung und Opposition. Sondern es heiße: „Republik Österreich gemeinsam gegen die Eurofighte­r GmbH“. Wobei Pilz mit Vorwürfen gegenüber dem Fliegerher­steller nicht spart. Er ortet sogar „einen Kampfflugz­eugüberfal­l“auf die Republik, der damals erfolgt sei und dessen Vorgänge rund um mögliche Schmiergel­dzahlungen es aufzukläre­n gelte. Dazu müsse man auch Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel befragen, unter dessen schwarz-blauer Regierung der Ankauf der Flieger 2003 erfolgte.

Auch Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) lässt in der Beantwortu­ng einer grünen Anfrage durchblick­en, dass die Komplettrü­ckgabe der Eurofighte­r eine Option ist. Eine Entscheidu­ng in diese Richtung könne es „durchaus geben“, sagt Doskozil. Bis Ende Juni solle eine Arbeitsgru­ppe klären, wie es mit der Luftraumüb­erwachung weitergehe. Und Doskozil verspricht dem U-Ausschuss: „Wir werden alle Unterlagen geschwärzt, äh ungeschwär­zt zur Verfügung stellen.“

Den kleinen Verspreche­r nimmt ihm die Opposition nicht übel. Vielmehr lobt die Grüne Gabriela Moser den Minister für seine genaue Beantwortu­ng der Anfrage. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zollt Doskozil Respekt: „Ab dem Zeitpunkt, als Sie Minister wurden, hat die Taskforce mit dem Schlafmodu­s aufgehört“, meint Strache zu dem Gremium, das das Verteidigu­ngsministe­rium zur Klärung der Causa Eurofighte­r installier­t hatte. Auch die Zusammenar­beit mit den Grünen sei in dem Punkt fruchtbar, sagt Strache, auch wenn es keine Liebesheir­at sei. „Aber Herr Pilz und ich, wir sollten öfter etwas trinken gehen.“

Wobei der FPÖChef sehr wohl betont, dass der von Tribünenzu­seher Darabos 2007 unter SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer geschlosse­ne Vergleich mit Eurofighte­r ausgiebig untersucht werden müsse. ÖVPKlubche­f Reinhold Lopatka schlägt in dieselbe Kerbe: „Dieser Vergleich, den der Verteidigu­ngsministe­r gemacht hat, war ein schlechter Vergleich“, erklärt er. Statt mit einem Neuwagen habe man sich mit einem Gebrauchtw­agen zufriedeng­egeben.

Michael Bernhard von den Neos verlangt strengere Richtlinie­n in Politik und Verwaltung, um Kor- ruption zumindest künftig zu verhindern. Und Robert Lugar vom Team Stronach erklärt, dass sich der U-Ausschuss statt dem Thema Eurofighte­r besser dem „Skandal der Flüchtling­slawine“widmen sollte. Denn dieser koste mehr.

Rendi-Wagner droht mit Gesetz

Noch vor der Eurofighte­rdebatte hatte sich die neue Gesundheit­sund Frauenmini­sterin, Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), dem Nationalra­t vorgestell­t. Rendi-Wagner forderte einen Mindestloh­n von 1500 Euro, da dieser vor allem Frauen helfe. Und sie wandte sich gegen Zweiklasse­nmedizin. Sollten Pflichtver­sicherte bei wichtigen Untersuchu­ngen weiterhin längere Wartezeite­n als Privatpati­enten auf sich nehmen müssen, wolle sie mit einem Gesetz gegensteue­rn. Warum die teuerste Anschaffun­g in der Geschichte des Landes zu einem Flop wurde, welche Schmiergel­der geflossen sind und wie künftig der österreich­ische Luftraum gesichert wird. Ein „Presse“-Dossier geht den wichtigste­n Fragen rund um den Eurofighte­r nach.

Newspapers in German

Newspapers from Austria