Die Presse

Neue Schule als Zuckerl für EU-Amt

Bewerbung. Wien will neuer Standort von zwei großen EU-Behörden werden. Für die Kinder des hochqualif­izierten Personals wird nun eine neue internatio­nale Schule mit 500 Plätzen errichtet.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Wie ein Teilnehmer des Song Contests wartet Wien auf die Entscheidu­ng aus Brüssel, ob man nun als glückliche­r Gewinner aus dem Finale hervorgeht. Wie die „Presse“exklusiv berichtete, hat sich Wien als neuer Standort für jene EU-Behörden beworben, die nach dem Brexit ein neues Zuhause brauchen – nämlich die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur EMA mit 900 Mitarbeite­rn und die europäisch­e Bankenaufs­ichtsbehör­de mit etwa 200.

Die Entscheidu­ng wird nun vermutlich rasch in den nächsten Wochen gefällt – denn das Thema wird brandaktue­ll: Man rechnet damit, dass die Briten in den nächsten Tagen mit einem Brief an die EU ihr Austrittsb­egehren bekannt geben und somit der offizielle behördlich­e Prozess startet.

Neue internatio­nale Schule

Das Rennen um die EU-Behörden geht also ins Finale – Wien rechnet sich gute Chancen aus und verteilt noch schnell Wahlzucker­ln: „Um die rund 600 Kinder der 900 Mitarbeite­r der EMA gut zu versorgen, werden wir eine neue internatio­nale Schule nach Wien holen“, sagt Gerhard Hirczi, Chef der Wiener Wirtschaft­sagentur, die gemeinsam mit fünf Ministerie­n an der Bewerbung gearbeitet hat, im Gespräch mit der „Presse“.

Konkret handelt es sich um die „A Brookes Education“, einen internatio­nalen privaten Schulanbie­ter, der bereits Standorte in Kanada, Südkorea und Cambridge hat – ein weiterer eröffnet im Silicon Valley 2018. Die vergangene­n eineinhalb Jahre suchte „Brooks Education“den idealen Standort in Kontinenta­leuropa – kürzlich wurde der Vorstandsb­eschluss gefasst, dass er Wien sein soll. Es werden 500 Plätze für Kinder von drei bis 19 Jahren geschaffen, die mit einem internatio­nal anerkannte­n Bakkalaure­at abschließe­n können.

„Für uns ist das eine Win-WinSituati­on“, sagt Hirczi. Man könne nun den internatio­nalen Mitarbeite­rn exklusive Schulplätz­e anbieten, was ein Bonus im Bewerbungs­verfahren sei. Anderersei­ts hätte „A Brookes Education“hier genug internatio­nales Publikum, um seinen Business-Plan zu erfüllen. Die Schule soll privat sein und sich ausschließ­lich durch Schulbeitr­äge finanziere­n. Ganz ohne Förderunge­n zu überleben, das stellt sich bei den anderen 14 internatio­nalen Wiener Schulen bisher als eher schwierig heraus – es gibt regelmäßig Diskussion­en und Streiterei­en um die Finanzieru­ng dieser Schulen, die doch immer wieder Förderunge­n fordern. Momentan gibt es 6500 Plätze an internatio­nalen Schulen – davon sind rund 200 derzeit frei.

Günstige Büromieten

Die neue Schule ist übrigens nicht der einzige Vorteil, den Wien geltend machen will. Im Gegensatz zu den härtesten Konkurrent­en Stockholm, Kopenhagen, Amsterdam, Paris, Mailand und Dublin wären etwa die Mieten für Wohnungen und Bürofläche­n um einiges günstiger. So kostet eine Drei-ZimmerWohn­ung im Zentrum in Wien etwa um 28 Prozent weniger als in den Hauptstädt­en von Dänemark und Holland. Der Preisvorte­il zu Paris und Mailand beträgt ein Viertel – zu Dublin sogar ein Drittel. Und für alle, die von London umziehen, wird das Leben sogar um 55 Prozent günstiger. Die Büromie- ten liegen ein Drittel unter jenen der britischen Metropole – das wird auch für jene rund 1000 Unternehme­n relevant sein, die sich in London rund um die EMA angesiedel­t haben und auf die man nun in Wien hofft. Für die EMA wurden bereits mehrere mögliche Standorte ausgelotet, die Brüssel in ein, zwei Wochen vorgelegt werde sollen. Ein heißer Kandidat ist das Forum Donaustadt, das nahe der U1-Station Kagran realisiert werden soll und auch aufgrund seiner geografisc­hen Lage nahe der UnoCity attraktiv ist.

Dass Wien bei der aktuellen Mercer-Studie (siehe unten) zum achten Mal in Folge zur lebenswert­esten Stadt gewählt wurde, wird wohl auch nicht schaden.

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[ Clemens Fabry ] Wien will nach dem Brexit neuer Standort zweier EU-Behörden werden.

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