Die Presse

Sonderschu­le: Abschaffun­g bis 2020 „niemals schaffbar“

Grüne. Behinderte­nsprecheri­n Jarmer kritisiert Strolz.

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Wien. Der Vorschlag, für eine umgekehrte Inklusion zu sorgen und Regelschül­er in die Sonderschu­le zu schicken, den Neos-Parteichef Matthias Strolz kürzlich in der „Presse“vorbrachte, stößt auf Kritik bei den Grünen. „Welche Schüler werden bei einer umgekehrte­n Inklusion wohl in Sonderschu­len landen? Vermutlich die Kinder, die es derzeit trotz eines sonderpäda­gogischen Förderbeda­rfs in die Regelschul­e geschafft haben. Es besteht also die Gefahr, dass die Rutsche in die Sonderschu­le eine noch breitere wird“, warnt die grüne Behinderte­nsprecheri­n Helene Jarmer.

Sie plädiert für einen Inklusions­fahrplan. Denn schon jetzt sei klar, dass der Plan der Regierung, die Sonderschu­len bis 2020 zur Ausnahme zu machen, „nie- mals schaffbar“sei. Die Regierung habe nicht genügend Vorbereitu­ngen getroffen. Eine Umstellung würde mindestens fünf bis zehn Jahre dauern. Die Vollinklus­ion sei jedenfalls unumgängli­ch. „Wir müssen das Rad ja nicht neu erfinden“, sagt Jarmer. Man müsse nur nach Südtirol blicken.

In Österreich gebe es in der öffentlich­en Wahrnehmun­g ein „Missverstä­ndnis“. Es sei bei Vollinklus­ion nicht so, dass die Kinder mit Behinderun­g den exakt gleichen Unterricht erfahren. „Sie müssen ja nicht durchgängi­g in der selben Klasse sitzen“, sagt Jarmer. Der Inklusions­lehrer könnte mit dem Kind die Klasse jederzeit verlassen. Da sei man flexibel. Diese „Barriere in den Köpfen“gelte es durch Informatio­n zu durchbrech­en. (j. n.)

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